
Altern mit zystischer Fibrose Mit dem Alter entstehen neue Probleme bei CF

In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Patientinnen und Patienten, die trotz zystischer Fibrose (CF) 40 Jahre und älter werden, beständig gestiegen und lag 2022 bei etwa 16 % der gesamten Population. Damit die gewonnene Zeit für die Betroffenen mit einer guten Lebensqualität einhergeht, sind auf wissenschaftlicher Seite jedoch noch einige Herausforderungen zu meistern, schreibt ein Autorenteam um Dr. Freddy Frost, Universität Liverpool.
Aus einer Reihe von Studien weiß man beispielsweise, dass CF mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Tumoren, insbesondere des kolorektalen Karzinoms, assoziiert ist. Dieses tritt in der CF-Population zudem früher als gewöhnlich auf. Bekannt ist, dass der der Erkrankung zugrunde liegende Mangel an CFTR* mit einem proinflammatorischen und proonkogenen Status einhergeht. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass CFTR als Tumorsuppressor-Gen fungiert.
Für Menschen mit CF wird aus diesen Gründen ein Darmkrebsscreening bereits ab einem Alter von 40 Jahren empfohlen. Auch Screenings auf andere Tumorarten sollten intensiviert werden. Verfügbare Präventionsmaßnahmen, beispielsweise eine HPV-Impfung zur Vermeidung des Zervixkarzinoms, sind nach Möglichkeit auszuschöpfen.
Blackbox Immunseneszenz
Zellen des angeborenen und erworbenen Immunsystems werden bei jedem Menschen mit den Jahren zunehmend dysfunktional. In Bezug auf die zystische Fibrose besteht in diesem Punkt noch völlige Unklarheit: Läuft die Immunoseneszenz in der alternden CF-Population vor dem Hintergrund der systemischen Inflammation beschleunigt ab? Und wie wirken sich CFTR-Modulatoren auf diesen Prozess aus?
Herz und Gefäßen zuliebe die Ernährungsweise überdenken
Darüber hinaus gehören zum Krankheitsbild zystische Fibrose einige Charakteristika, die ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko mit sich bringen. So hat zum einen mehr als die Hälfte der erwachsenen Betroffenen, die an einer Pankreasinsuffizienz leiden, einen Diabetes mellitus. Zum anderen besteht bei zystischer Fibrose eine chronische Inflammation. Und schließlich sind die herkömmlichen Ernährungsempfehlungen für von CF Betroffene nicht gerade als gesundheitsförderlich einzustufen: fetthaltig, kalorienreich und ballaststoffarm lautet die Devise. Diesen insbesondere kardiovaskulären Risiken stehen bisher der meist eher niedrige Blutdruck und das geringe Körpergewicht der CF-Betroffenen als günstige Faktoren gegenüber.
Doch mit den CFTR-Modulatoren könnte sich das kardiovaskuläre Risikoprofil künftig verschieben. Denn Betroffene werden mit dieser Therapie älter und die Prävalenz von Hypertonie und Übergewicht könnte so zunehmen – nicht zuletzt durch die Wiederherstellung der CFTR-Funktion. Einige Studien liefern bereits Hinweise darauf, dass ein größerer Teil der CF-Population im mittleren Lebensalter übergewichtig bis adipös ist. Dies erfordert unter anderem eine Anpassung der Ernährungsempfehlungen. Andererseits verbessern CFTR-Modulatoren die glykämische Kontrolle und reduzieren die Inflammation. Unter dem Strich scheinen Menschen mit CF ein höheres kardiovaskuläres Risiko zu haben als die Allgemeinbevölkerung – prospektive Daten dazu stehen allerdings noch aus.
Ein Drittel der Erkrankten ist auf Antibiotika angewiesen
Ein Problem mit langfristigen Konsequenzen erwächst aus Antibiotikaresistenzen. Angesichts der zahlreichen unerlässlichen antimikrobiellen Behandlungen sind Patientinnen und Patienten mit CF von dieser Thematik besonders betroffen. CFTR-Modulatoren haben in klinischen Studien zwar die Zahl akuter Exazerbationen gesenkt – und damit die Notwendigkeit einer Antibiotikagabe. Auch die Prävalenz chronischer Lungeninfektionen ist zurückgegangen. Dennoch bleibt ein Drittel der Erwachsenen chronisch infiziert mit Pseudomonas aeruginosa und somit weiterhin angewiesen auf Antibiotika. Die Forschung muss deshalb nach neuen Wegen suchen, um der antimikrobiellen Resistenz entgegenzuarbeiten.
Für Frauen mit CF wird zudem das Klimakterium zu einem relevanten Thema. Sie scheinen ein paar Jahre früher in die Wechseljahre zu kommen als allgemein üblich. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung der Knochendichte von besonderer Bedeutung, da sie bei CF ohnehin vermindert ist.
Ein Großteil der Frauen berichtet, dass sich die CF-Symptomatik in den Wechseljahren – teils bereits prämenopausal – verschlechtert. Unklar ist bisher, ob eine Hormonersatztherapie das Risiko für Osteoporose, kardiovaskuläre Krankheiten, Diabetes, Depression und Demenz in ähnlichem Ausmaß senkt wie bei gesunden Frauen. Da das Ausgangsrisiko von Frauen mit CF bereits krankheitsbedingt erhöht ist, könnten sich Ansatzpunkte für eine wirksame Risikoreduktion ergeben.
* Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator
Quelle: Frost FJ et al. Eur Respir Rev 2025; 34: 240261; doi: 10.1183/16000617.0261-2024