Anzeige

AML MRD erlaubt Blick in die Zukunft

ASCO 2022 Autor: Josef Gulden

Weisen Personen mit akuter myeloischer Leukämie in kompletter Remission vor der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (ASCT) noch eine minimale Resterkrankung auf, so vermindert das ihre Überlebenschance. Weisen Personen mit akuter myeloischer Leukämie in kompletter Remission vor der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (ASCT) noch eine minimale Resterkrankung auf, so vermindert das ihre Überlebenschance. © iStock/ Md Babul Hosen
Anzeige

Die Bestimmung der minimalen Resterkrankung gibt scheinbar Aufschluss über das Rezidivrisiko von AML-Betroffenen nach einer Transplantation. Laut einer großen Registerstudie lassen sich die Patient:innen anhand der MRD hinsichtlich der Gefahr eines Krankheitsrückfalls stratifizieren.

Weisen Personen mit akuter myeloischer Leukämie in kompletter Remission vor der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (ASCT) noch eine minimale Resterkrankung auf, so vermindert das ihre Überlebenschance. Allerdings spiele die darauf abzielende Testung in der Praxis bisher kaum eine Rolle, sagte Dr. Christopher Hourigan vom National Heart, Lung, and Blood Institute in Bethesda. Denn bisher gebe es keine Daten, die den Nutzen der MRD-Bestimmung in der klinischen Routine unterstreichen. Das soll sich nun durch eine Registerstudie auf Basis der Daten des Center for International Blood and Marrow Transplant Research (CIBMTR) ändern.

Von 448 AML-Patient:innen in ers­ter kompletter Remission, die sich zwischen 2013 und 2017 einer ASCT unterzogen hatten, standen ausreichend klinische Daten und DNA aus Prä-Transplantationsproben zur Verfügung. Die Erkrankten hatten eine AML mit nachgewiesenen Mutationen in den Genen FLT3, NPM1, IDH1/2 und/oder KIT. Mittels ultratiefem Multiplex-PCR-basiertem Next Generation Sequencing wurde in den Blutproben nach einer minimalen Resterkrankung gefahndet.

147 (33 %) Teilnehmende erlitten median 5,6 Monate nach Transplantation ein Rezidiv. 129 Blutproben (29 %) waren MRD-positiv mit im Mittel 1,35 Mutationen pro Person. Am häufigsten detektierten die Kolleg:innen FLT3-ITD-, NPM1- und IDH2-Alterationen. Ein positiver MRD-Test vor Transplantation ging im Vergleich zu einer MRD-Negativität mit einer geringeren rezidivfreien Überlebensrate nach drei Jahren von 36 % vs. 56 % einher (p < 0,001). Mit 26 % war die Rate besonders niedrig, wenn der MRD-Nachweis NPM1 und/oder FLT3-ITD zutage förderte; das Rezidivrisiko nach drei Jahren betrug dann 55 %.

Die Auswirkung der MRD wurde aber auch durch das Konditionierungs-Protokoll beeinflusst: MRD-positive Patient:innen, die eine nicht-myeloablative (NMA) Konditionierung mit reduzierter Intensität (RIC) erhalten hatten, wiesen mit 57 % die höchste 3-Jahres-Rezidiv­rate auf, gegenüber 35 % bei negativem MRD-Status. Dagegen konnte der negative Effekt einer MRD-Positivität durch eine myeloablative Konditionierung kompensiert werden: Hier betrug das Rezidivrisiko nach drei Jahren ebenfalls 35 % (p < 0,001 gegenüber RIC).

Nach drei Jahren hatten Betroffene mit FLT3-ITD- und/oder NPM1-Mutationen vor einer RIC/NMA ASCT eine Rezidivwahrscheinlichkeit von 67 % und ein rezidivfreies Überleben von 19 %. Bei statistischer Korrektur für Konditionierungsprotokoll und Altersgruppe wurde durch einen positiven MRD-Nachweis vor der Transplantation die Rezidivgefahr mehr als verdoppelt (HR 2,3; p < 0,001).

Dies sei die bisher größte Kohorte, so Dr. Hourigan, in der ein Zusammenhang zwischen Prä-Transplantations-MRD-Status und Prognose untersucht wurde. Die Studie bestätigt die Fähigkeit der MRD-Testung, Personen zu identifizieren, die zwar in zytomorphologischer Komplettremission sind, aber dennoch ein hohes Rezidivrisiko aufweisen. Damit werde ein Patient:innenkollektiv definiert, bei dem verstärkte Anstrengungen erforderlich sind, um durch gezielte therapeutische Maßnahmen die Gefahr eines Krankheitsrückfalls nach allogener Transplantation zu reduzieren.

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting