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MRT-Screening von dichtem Brustgewebe führt zu mehr positiven Befunden

Autor: Dr. Judith Lorenz

Ein Mamma-MRT hilft zwar Tumore in dichtem Gewebe besser zu  erkennen, aber ein wirklicher Überlebensvorteil ist noch nicht belegt. Ein Mamma-MRT hilft zwar Tumore in dichtem Gewebe besser zu erkennen, aber ein wirklicher Überlebensvorteil ist noch nicht belegt. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen
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Extrem dichtes Brustdrüsengewebe stellt nicht nur einen Risikofaktor für ein Mammakarzinom dar, sondern erschwert auch die mammografische Tumordetektion. Sollte man daher betroffenen Frauen ein zusätzliches MR-Screening anbieten?

Ein Screeningverfahren kann nur dann einer breiten Bevölkerungsschicht empfohlen werden, wenn es das Sterberisiko der Teilnehmer deutlich senkt. Das gilt auch für das zusätzlich zur konventionellen Mammographie eingesetzte Mamma-MRT. Es soll bei sehr dichter Brust ermöglichen, Karzinome, die mit der konventionellen Bildgebung nur schwer zu erkennen sind, frühzeitig zu entdecken. Wie zuverlässig das gelingt, prüften Professor Dr. Marije F. Bakker von der Universität Utrecht und Kollegen im Rahmen der DENSE-Studie.

Das Untersuchungskollektiv bildeten mehr als 40 000 Frauen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren, die am nationalen Mammographie-Screeningprogramm teilgenommen und einen unauffälligen Befund bei extrem dichtem Gewebe aufgewiesen hatten. Die Wissenschaftler boten etwa 8000 Teilnehmerinnen anschließend ein Mamma-MRT an. Nur knapp 60 % folgten dieser Einladung.

Das duale Screeningprotokoll senkte die Rate der im Verlauf der folgenden zwei Jahre aufgetretenen Intervallkarzinome signifikant. Sie betrug in der Gesamtgruppe der zum MRT eingeladenen Frauen nur 2,5 pro 1000 Screenings, im reinen Mammographiekollektiv dagegen 5,0. Betrachtete man sich die MRT-Einladungsgruppe genauer, zeigte sich, dass 16 der 20 entdeckten Intervallkarzinome Frauen betrafen, die ein MRT abgelehnt hatten. Für sie ergab sich eine Inzidenzrate des Mammakarzinoms von 4,9 pro 1000 Screenings, während der Wert für Patientinnen, die sich dem MRT unterzogen hatten 0,8 pro 1000 Screenings betrug.

Die Magnetresonanztomographie hat im Vergleich zur Mammographie zwar eine hohe Sensitivität, allerdings ist sie nur wenig spezifisch, schreibt Dr. Dan L. Longo vom Brigham and Women’s Hospital, Boston, in seinem begleitenden Editorial. Der Preis für die hohe Tumordetektionsrate sei die große Zahl falsch positiver MRT-Befunde. In der Studie zog etwa jede zehnte Untersuchung eine weitere Abklärung nach sich und rund 74 % der aufgrund dessen durchgeführten Biopsien ergaben einen nicht-malignen Befund.

Eine weitere Problematik des MRT-Screenings stellen Überdiagnosen dar: Möglicherweise detektiert es viele Tumoren, die ohne die Untersuchung nie zu einer Gefahr für die Patientinnen geworden wären. Sie spielen für das Sterberisiko keine Rolle. So lange nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, dass die additive Diagnostik zu einem Überlebensvorteil führt, so sein Fazit, bleibt das Dilemma der Früherkennung bei extrem dichtem Brustgewebe – Mammographie versus kombiniertes Screening – ungelöst.

1. Bakker MF et al. N Engl J Med 2019; 381: 2091-2102; DOI: 10.1056/NJEMoal1903986
2. Longo DL. A.a.O. 381: 2169-2170; DOI: 101056/NJEMe1912943