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Hals-Kopf-Tumoren Schädliche Strahlen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Einige Patient:innen mit Kopf-Hals-Tumoren entwickeln eine orale Mukositis. Einige Patient:innen mit Kopf-Hals-Tumoren entwickeln eine orale Mukositis. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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Im Rahmen einer Radiotherapie entwickeln die meisten Patient:innen mit Krebs im Kopf- oder Halsbereich eine orale Mukositis. Die Auswirkungen auf Behandlung und Wohlbefinden der Betroffenen hängen unter anderem vom Schweregrad ab.

Schmerzhafte Entzündungen und Ulzerationen in Mund und Rachen stellen für Patient:innen eine nicht zu unterschätzende Belastung dar. So gehen sie häufig mit Problemen beim Sprechen, Schlucken und Essen einher. Obwohl die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) als aktueller Standard bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren für die Körperzellen weniger schädigend ist als frühere Techniken, bleibt die orale Mukositis weiterhin eine häufige Nebenwirkung. Ein Forschungsteam um Dr. ­Austin J. ­Iovoli vom Roswell Park Comprehensive Cancer Center in New York untersuchte jetzt, welche Folgen das haben kann.

In die Auswertung gingen 576 Personen mit primärem Kopf-Hals-Krebs ein, die sich zwischen dem 9. Februar 2015 und dem 27. Mai 2022 einer definitiven oder adjuvanten IMRT unterzogen hatten. Die Teilnehmenden waren median 62,5 Jahre alt und überwiegend männlich (78,3 %). In den meisten Fällen erhielten sie eine gleichzeitige Chemotherapie (80,6 %). Die Forschenden ermittelten den Schweregrad der oralen Mukositis einmal pro Woche anhand des MTS*-Scores aus dem Oral Mucositis Weekly Questionnaire-Head and Neck Cancer Survey. 

Opioide sind kein Ausweg

Im Falle einer schweren oralen Mukositis (OM) werden in der Praxis häufig Opioide zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die Studienautor:innen warnen: „In Übereinstimmung mit früheren Berichten haben wir festgestellt, dass der Schweregrad der OM mit dem Opiatkonsum zusammenhängt. Die Schmerzkontrolle der Patient:innen verschlechtert sich während der Behandlung trotz der Verschreibung von Opioiden weiter, was darauf hindeutet, dass bessere Lösungen weiterhin dringend erforderlich sind.“

Hohe Fallzahlen trotz Prävention

Um der Entwicklung einer oralen Mukositis vorzubeugen, wurden die Patient:innen über die richtige Mundhygiene, Flüssigkeitszufuhr und Ernährung aufgeklärt. Zudem sollten sie so oft wie möglich mit einer Mundspülung aus Kochsalzlösung und Backpulver gurgeln sowie viermal täglich ein schmerzlinderndes Elixier anwenden. Dennoch entwickelten fast alle (98,6 %) zum Behandlungsende eine Mundschleimhautentzündung jeglichen Schweregrades. Bei 360 Personen (62,5 %) wurde eine schwere orale Mukositits festgestellt.  

Die Gruppe mit dem höchsten Schweregrad (MTS = 4) wies im Vergleich zu den anderen Schweregraden (MTS = 0; 1; 2; 3) signifikant höhere Raten an folgenden Ereignissen auf:

  • Anlage einer Ernährungssonde (21,6 % vs. 0 %; 3,6 %; 6,6 %; 14,7 %),
  • Krankenhausaufenthalt (28,4 % vs. 12,5 %; 10,7 %; 15,1 %; 23,9 %),
  • Gebrauch von Opiaten (64,8 % vs. 0 %; 19,6 %; 42,8 %; 61,4 %),
  • Gewichtsverlust (median 7,7 kg vs. -0,7 kg; 3,9 kg; 5,0 kg; 4,7 kg).

Darüber hinaus verschlechterte sich die QoL in Bezug auf körperliche, funktionelle, emotionale und soziale Funktionen in der Gruppe mit schwerer Mukositis stärker als bei den anderen Teilnehmenden. 

*    mouth and throat soreness­

Quelle:
Iovoli AJ et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e2337265; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.37265