Schutz für die malträtierte Seele Nach akutem Lungenversagen fördert soziale Unterstützung die mentale Genesung

Autor: Alexandra Simbrich

Wie beeinflusst soziale Unterstützung die Erholung nach ARDS? Eine Studie zeigt: Die mentale Lebensqualität profitiert langfristig, die physische nur zeitweise. Wie beeinflusst soziale Unterstützung die Erholung nach ARDS? Eine Studie zeigt: Die mentale Lebensqualität profitiert langfristig, die physische nur zeitweise. © Inspiraciones - stock.adobe.com

Wie beeinflusst soziale Unterstützung die Erholung nach ARDS? Eine Studie zeigt: Die mentale Lebensqualität profitiert langfristig, die physische nur zeitweise.

Bei Überlebenden eines akuten Lungenversagens (ARDS) kommt es häufig zu anhaltenden körperlichen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen. In der Folge sinkt die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Betroffenen, während die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens nach dem Ende der Intensivversorgung steigt.

Zur langfristigen Genesung der Patientinnen und Patienten können neben medizinischen Aspekten auch Faktoren wie soziale Unterstützung beitragen, schreibt ein Team um Dr. Hermann Szymczak vom Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Universität Magdeburg. Die Datenlage zur protektiven Rolle von sozialer Unterstützung hinsichtlich Lebensqualität und Inanspruchnahme von medizinischen Dienstleistungen ist bislang jedoch dünn. Dies wollten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer Kohortenstudie ändern.

Unter Mithilfe von 61 Intensivstationen rekrutierten sie ARDS-Überlebende. Diese machten jeweils drei, sechs, zwölf und 24 Monate nach ihrer Entlassung von der Intensivstation Angaben zur sozialen Unterstützung (erhoben mittels F-SozU K-14) und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (erhoben über den SF-12). 

Ambulante Facharztkontakte galten als Kriterium

Die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, gemessen anhand der Zahl ambulanter Besuche in medizinischen Fachpraxen pro Jahr, bewertete das Wissenschaftlerteam nach zwölf und 24 Monaten. In die Auswertung flossen die Daten von 587 Patientinnen und Patienten ein, die bei mindestens einem der Follow-up-Termine entsprechende Angaben gemacht hatten. Das durchschnittliche Alter lag bei 54 Jahren, 32 % waren weiblich.

Dr. Szymczak und sein Team errechneten, dass soziale Unterstützung die mentale Genesung nach einem akuten Lungenversagen deutlich vorantreibt: Ab Monat 6 fand sich nach Bereinigung um Störfaktoren ein signifikanter positiver Einfluss auf die psychische Lebensqualität, der bis Monat 24 stetig zunahm. In Bezug auf die physische Lebensqualität zeigte sich ein statistisch bedeutsamer positiver Effekt nur in Monat 12. Relevante Assoziationen zwischen sozialer Unterstützung und der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens fanden sich weder in Monat 12 noch in Monat 24.

Die Ergebnisse deuten auf einen langfristigen kausalen Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und der mentalen Genesung hin. Die Forschenden schlagen daher vor, Screeningtools für soziale Unterstützung bzw. soziale Isolation zu entwickeln, um Risikogruppen zu erkennen. Auch sollte untersucht werden, ob entsprechende Personen mit verbesserter sozialer Unterstützung langfristig rascher und vollständiger genesen.

Quelle: Szymczak H et al. ERJ Open Res 2025; doi: 10.1183/23120541.01113-2024