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Uro-Onkologie Neue Register sollen Versorgungsforschung in Deutschland verbessern

DGU 2023 Autor: Mascha Pömmerl

Die zwei neuen nationalen Register UroNAT und ProNAT  sollen umfassende Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit den häufigsten urologischen Tumoren generieren. 
Die zwei neuen nationalen Register UroNAT und ProNAT sollen umfassende Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit den häufigsten urologischen Tumoren generieren. © Adisak – stock.adobe.com
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Nach der VERSUS-Studie hat der Verein Deutsche Uro-Onkologen zusätzlich die nationalen Register UroNAT und ProNAT ins Leben gerufen. Sie sollen umfassende Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit den zwei häufigsten urologischen Tumoren – Prostata- und Urothelkarzinom – generieren. 

Beim Urologiekongress 2023 wurden erste Daten aus den zwei neuen Registern vorgestellt. Für beide werden die Basisdaten bereits durch die seit 2018 laufende, nicht-interventionelle, prospektive, multizentrische VERSUS-Studie erfasst. Deren Dokumentationsplattform ermög­licht d-uo-Mitgliedern die Meldung an das jeweilige Landeskrebsregister und bildet die vereinseigene Datenbank. Die beiden neuen Register sollen zusätzlich zur Basisstudie weitere Fragestellungen zur Versorgung der Patient:innen untersuchen, erklärte Prof. Dr. Christian Doehn, Urologikum Lübeck und Vorsitzender von d-uo.1

Zu diesen weitergehenden Fragen gehört beim Urothelkarzinom beispielsweise die Erfassung von ECOG-Status, Nikotinabusus und beruflicher Exposition sowie die Erfassung des nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinoms. UroNAT, das erste Natio­nale Register von d-uo, ist seit Oktober 2021 aktiv. 59 Zentren nehmen derzeit teil. Dr. Rolf Eichenauer, Urologikum Hamburg und Vorstandsmitglied von d-uo, stellte die zweite Zwischenauswertung mit Datenschnitt August 2023 vor.2 446 Patient:innen mit einem medianen Alter von 72,8 Jahren waren ausgewertet, 77 % der Erkrankten waren männlich, 80 % hatten einen guten Allgemeinzustand mit ECOG 0–1. Daten zu Therapie­ergebnissen liegen noch nicht vor.

mpMRT kommt nur sehr selten zum Einsatz

In die erste Zwischenauswertung des zweiten Nationalen Regis­ters ProNAT flossen die Daten von 388 Personen mit Prostatakarzinom ein, seit März 2023 wurden aber bereits 545 Patienten ins Register eingebracht, berichtete Prof. Dr. Frank König, ATURO Berlin und Vorstandsmitglied von d-uo.3 Er zeigte auf, dass bei 77 % der Personen ein bildgebendes Verfahren durchgeführt wurde, am häufigsten eine Sonografie des Abdomens. PSMA-PET-CT und mpMRT waren mit je 5 % sehr selten. „mpMRT ist gemessen am wissenschaftlichen Interesse beinahe als Standard anzunehmen, aber das ist die Realität“, kommentierte Prof. König. 

Eine ähnliche Diskrepanz zeigte sich bei den Biopsien: 77,8 % der Patienten wurden biopsiert, 82,4 % von ihnen jedoch transrektal und nicht perineal, wie es dem neuen Standard entspräche. Von 337 Patienten lagen bereits Angaben zur Histologie vor. Einen Gleason-Score von 6 und 7a wiesen 53 % auf, 47 % einen Gleason-Score von 7b bis 10. Derzeit befinden sich erwartbarerweise v.a. Menschen mit lokal begrenztem Prostatakrebs im Register, gefolgt von lokal fortgeschrittenen und wenigen metastasierten hormonsensitiven Tumoren. 

UroNAT wie auch ProNAT stehen allen interessierten Urolog:innen und Onkolog:innen in Praxis und Klinik offen. Eine Vereinsmitgliedschaft bei d-uo e.V. ist zur Teilnahme nicht erforderlich, betonten Dr. Eichenauer und Prof. König. Pro Patient/Jahr werden von d-uo bis zu 275 Euro Honorar ausgeschüttet. Mit der dortigen Meldung habe man auch die Meldepflicht beim deutschen Krebsregister des RKI erfüllt.

Quellen:
1. Doehn C. 75. Kongress der DGU; Forum der Deutschen Uro-Onkologen (d-uo); Vortrag „Aktuelle Daten aus der VERSUS-Studie“
2. Eichenauer R. H. 75. Kongress der DGU; Forum der Deutschen Uro-Onkologen (d-uo); Vortrag „Erste Ergebnisse aus dem Urothelkarzinomregister UroNAT“
3. König F. 75. Kongress der DGU; Forum der Deutschen Uro-Onkologen (d-uo); Vortrag „Erste Ergebnisse aus dem Prostatakarzinomregister ProNAT“