Nordic Walking bei Lungenerkrankungen Nordic Walking: Wie effektiv ist es bei Atemwegserkrankungen?

Autor: Sabine Mattes

 Der Verlauf zahlreicher Atemwegserkrankungen lässt sich durch regelmäßige körperliche Aktivität positiv beeinflussen. Der Verlauf zahlreicher Atemwegserkrankungen lässt sich durch regelmäßige körperliche Aktivität positiv beeinflussen. © oneinchpunch - stock.adobe.com

Nordic Walking verbessert Ausdauer, Muskelkraft und Belastungstoleranz bei Lungenerkrankungen – doch ob es anderen Sportarten überlegen ist, bleibt offen. Studien zeigen bislang ähnliche Vorteile.

Der Verlauf zahlreicher Atemwegserkrankungen lässt sich durch regelmäßige körperliche Aktivität positiv beeinflussen. Die richtige Intensität spielt dabei eine zentrale Rolle, denn ein zu intensives Training kann Dyspnoe auslösen. Mehrere Studien untersuchten in diesem Zusammenhang bereits, wie gut sich Nordic Walking als therapeutische Bewegungsintervention eignet. Im Unterschied zum gewöhnlichen Spazierengehen werden dabei durch den Einsatz von Stöcken zusätzliche Muskelgruppen im ganzen Körper aktiviert, ohne dass die empfundene Belastung steigt. Ein Autorenteam um Maria Vilanova-Pereira, Fakultät für Physiotherapie der Universität A Coruña, analysierte den aktuellen Forschungsstand.

Die Auswertung umfasst Daten aus 13 Studien der Jahre 2010 bis 2024 mit insgesamt 514 Teilnehmenden. Neben Erwachsenen und Kindern mit COPD, Asthma oder Lungenkrebs bezogen einige Arbeiten auch Personen mit COVID-19 oder obstruktiver Schlafapnoe ein. Das Studiendesign war insgesamt sehr heterogen: Während sich zehn Publikationen auf Nordic Walking als Hauptintervention fokussierten, kombinierten drei den Ausdauersport mit anderen Trainingsformen. Auch die Interventionsdauer variierte deutlich und reichte von vier Wochen bis zu neun Monaten. Die Länge der einzelnen Einheiten schwankte zwischen 15 und 90 Minuten.

Die Analyse weist auf einen positiven Einfluss von Nordic Walking auf die Belastungstoleranz hin, erkennbar an einer mittleren Steigerung von 4,4 Metern im 6-Minuten-Gehtest. Zudem konnten die Forschenden Effekte in den Bereichen körperliche Aktivität und Fitness feststellen. So verbesserten sich insbesondere Bein- und Armmuskulatur sowie Ausdauer, Gangbild und Balance. Auch Dyspnoe schien unter der Intervention seltener aufzutreten (z. B. gemessen mit der mMRC-Dyspnoe- oder der Borg-Skala). Eine Wirkung von Nordic Walking auf Lungenfunktion oder Gemütszustand ließ sich mit den vorliegenden Daten nicht bestätigen.

Gesundheitliche Vorteile insgesamt unbestritten

Insgesamt brachte Nordic Walking für Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen ähnliche gesundheitliche Vorteile wie andere Trainingsformen, erklären Maria Vilanova-Pereira et al. Aufgrund der hohen Studienheterogenität empfehlen sie allerdings, die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Weitere Untersuchungen müssten zeigen, ob die beobachteten Effekte dem Sport selbst zuzuschreiben sind oder vielmehr auf regelmäßiger körperlicher Aktivität im Allgemeinen beruhen. Dies könnte beispielsweise über einen direkten Vergleich von Nordic Walking mit anderen Sportarten geklärt werden.

Vilanova-Pereira M et al. J Rehabil Med 2025; 57: jrm43090; doi: 10.2340/jrm.v57.43090