Gesund aufwachsen und altern Notwendige Reformen diskutiert: Was macht die Versorgungspraxis besser?

DDG-Tagung 2025 Autor: Angela Monecke

Die neue DDG Präsidentin Professorin Dr. Julia Szendrödi hat eine Vision: „Eine nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – bestenfalls ohne Diabetes.“ Die neue DDG Präsidentin Professorin Dr. Julia Szendrödi hat eine Vision: „Eine nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – bestenfalls ohne Diabetes.“ © DDG/Dirk Deckbar

Gendersensible Forschung ist ein Muss in der Diabetologie, vor allem für Frauen mit Diabetes nach der Menopause. Den Behandlungserfolg von Diabetespatient*innen sichern die Zertifikate der DDG. Und bei der Krankenhausreform muss die Diabetologie weiter die Leistungsgruppen im Blick haben. Dies und mehr diskutierten Expert*innen beim Diabetes Kongress.

Die neue DDG Präsidentin Professorin Dr. Julia Szendrödi hat eine Vision: „Eine nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – bestenfalls ohne Diabetes.“ Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg plädiert besonders für verhältnispräventive Maßnahmen – verbindliche Standards für die Verpflegung in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Ernährungskonzepte im Krankenhaus und flächendeckende Malnutritionsscreenings. Überdies sollten Leitlinien in der Versorgungspraxis besser umgesetzt werden, u. a. indem man sie konsequent in die DMP einbindet. 
Kein „Nice-to-have“ seien geschlechtsspezifische Unterschiede in der modernen Diabetologie, sagte Prof. Szendrödi. So steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Frauen mit Diabetes nach der Menopause signifikant um 40 bzw. 25 % im Vergleich zu Männern. Zwei Drittel der Frauen mit Diabetes sind in der zweiten Zyklushälfte zudem von einer reduzierten Insulinempfindlichkeit betroffen. „Dennoch werden prämenopausale Frauen in Studien oft ausgeschlossen – ein strukturelles Problem in der klinischen Forschung“, kritisierte sie.  

Die DDG fordert eine konsequente gendersensible Forschung: Antidiabetika sollen in allen Lebensphasen geprüft, patientenberichtete Erfahrungen (PROMs) stärker berücksichtigt und Clinician Scientists gefördert werden, die moderne Technologien mit Geschlechtersensibilität verbinden. Zudem müssen Geschlecht, psychosoziale Lage und Lebensrealität verpflichtend in Praxis und Leitlinien einfließen. 

DDG Zertifikate – Qualität, die ankommt 

Dass die Zertifikate der DDG den Behandlungserfolg von Menschen mit Diabetes sichern, betonte Professor Dr. Andreas Fritsche, Past Präsident der DDG.

So hätten Diabetespatient*innen, die in einem zertifizierten Krankenhaus behandelt würden, ein geringeres Risiko, dort zu versterben. Das ergab eine aktuelle Auswertung von über 8 Mio. Krankenhausaufenthalten zwischen 2021 und 2023.1 Im Rahmen der Analyse wurden 300 zertifizierte Häuser mit 1.103 nicht zertifizierten Einrichtungen verglichen: Obwohl es mehr Menschen mit Diabetes gab, die kränker waren, zeigten die zertifizierten Abteilungen eine niedrigere Krankenhaussterblichkeit bei der Hauptdiagnose Diabetes. 
Mit Blick auf die Krankenhausreform plädiert die DDG weiter dafür, diabetologische Fachabteilungen in die Leistungsgruppe „Komplexe Diabetologie/Endokrinologie“ zu überführen und dafür auch Internist*innen mit der Zusatzweiterbildung Diabetologie zuzulassen.

1.Auzanneau M et al. medRxiv 2025.04.07.25325368; doi: 10.1101/2025.04.07.25325368