Nahrungskarenz senkt Zufriedenheit Nüchtern zum Herzkatheter?

Autor: Dr. Anna Millenaar

Mitunter ist es üblich, dass Patientinnen und Patienten vor einer elektiven Koronarangiografie nüchtern bleiben müssen. Mitunter ist es üblich, dass Patientinnen und Patienten vor einer elektiven Koronarangiografie nüchtern bleiben müssen. © 凌鲲 宋 - stock.adobe.com

Die Nahrungskarenz vor elektiven Koronarangiografien hat offenbar keinen Einfluss auf die Komplikationsrate. Laut einer aktuellen Metaanalyse nimmt dadurch vielmehr die Patientenzufriedenheit ab.

Mitunter ist es üblich, dass Patientinnen und Patienten vor einer elektiven Koronarangiografie nüchtern bleiben müssen. Eine neue Studie stellt diese Praxis nun infrage. In einem systematischen Review mit Metaanalyse untersuchte ein Team um Dr. Adil Salihu, Universitätsklinikum Lausanne, inwieweit eine Nahrungskarenz vor einer nicht notfallmäßigen Herzkatheteruntersuchung wirklich zu weniger Komplikationen, z. B. einer Aspirationspneumonie, führt.

Die Forschenden fanden acht randomisierte Studien, in denen Patientengruppen mit und ohne präinterventionelle Nahrungskarenz miteinander verglichen worden waren. Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 3.147 Personen. Hinsichtlich des primären Endpunktes, der unerwünschte Nebenwirkungen wie Pneumonie, Hypoglykämie und Übelkeit/Erbrechen umfasste, ergab sich kein Unterschied zwischen den nüchternen und nicht nüchternen Teilnehmenden. Die Wahrscheinlichkeiten für entsprechende Komplikationen lagen bei 4,9 % bzw. 4,4 %. Die Odds Ratio betrug 1,08 – ein Wert < 1 hätte für einen Vorteil der Karenz gesprochen.

Die Patientenzufriedenheit wurde in den einzelnen Studien mithilfe von Scores oder Fragebögen gemessen. Auch wenn die Ergebnisse heterogen ausfielen, so schien die Zufriedenheit ohne Nahrungsverzicht unterm Strich deutlich größer zu sein. Das Autorenteam betont, dass ihre Metaanalyse im Einklang mit einem Trend der letzten Jahre steht: Denn immer mehr Zentren verzichten vor elektiven Koronarangiografien auf die Karenz-Empfehlung.

Als mögliche Limitationen ihrer Untersuchung nennen die Forschenden die geringe Zahl an eingeschlossenen Studien und die insgesamt niedrige Nebenwirkungsrate, die eine Verallgemeinbarkeit erschweren könnte. Nichtsdestotrotz könnte es sinnvoll sein, die präinterventionellen Protokolle anzupassen und flexibler zu gestalten. Letztlich sollte es sich aber um eine individualisierte Entscheidung handeln, ob eine Person nüchtern zum Herzkatheter erscheint oder nicht. Aspekte wie der allgemeine Gesundheitszustand sowie die Komplexität der Intervention sind dabei zu berücksichtigen.

Quelle: Salihu A et al. J Am Heart Assoc 2025; 14: e040445; doi: 10.1161/JAHA.124.040445