Keto-Gummibärchen im Test Nutzen von Keto-Gummibärchen nicht bestätigt

Autor: Dr. Vera Seifert

Die Hersteller empfehlen meistens eine Tagesdosis von einem bis drei Keto-Gummibärchen. Die Hersteller empfehlen meistens eine Tagesdosis von einem bis drei Keto-Gummibärchen. © Viktoriia – stock.adobe.com

Keto-Gummibärchen im Test: Ein Forscherteam nahm 33 Produkte genauer unter die Lupe und erklärt, warum die 50-Cent-Gums ihre Werbeversprechen nicht halten können. 

Auf den Zug der ketogenen Ernährung wollen Hersteller derzeit mit sogenannten Keto-Gummibärchen aufspringen. Doch halten die Gums die Werbeversprechen? Eine Analyse von 33 dieser neuen Produkte fiel ernüchternd aus.

Eine ketogene Ernährung liegt derzeit voll im Trend und lockt mit Gewichtsreduktion oder sportlicher Leistungssteigerung.Sie besteht aus einem sehr niedrigen Kohlenhydratanteil (≤ 50 g/Tag), leicht erhöhtem Protein- und stark erhöhtem Fettanteil. Dadurch soll der Körper vermehrt Ketonkörper bilden, die statt Glukose als Energiequelle genutzt werden. Es gibt erste Hinweise in Studien an übergewichtigen und adipösen Menschen, dass sich dadurch das Gewicht reduzieren und im Sportbereich die Muskelmasse steigern lässt.

Allerdings ist diese Ernährungsweise nicht leicht einzuhalten, weil man z. B. auf Reis, Nudeln, Brot und viele Obst- und Gemüsesorten verzichten und dafür extrem fettreich essen muss. Auf dieses Dilemma hat die Industrie reagiert und Produkte entwickelt, mit denen sich diese Ernährungsfom angeblich unterstützen lässt. Seit einigen Jahren sind auch Fruchtgummis auf dem Markt, die zwar nur wenige Ketonkörper enthalten, aber nach Angaben der Hersteller trotzdem „ohne Diät oder Sport“ die Pfunde purzeln lassen sollen. Marc Assmann und sein Team vom Fachbereich Oecotrophologie der Fachhochschule Münster nahmen Produkte, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind, genauer unter die Lupe.

Auf den Seiten eines der größten Online-Versandhändlers entdeckten die Forschenden bei ihrer zweiwöchigen Suche 31 Fruchtgummis und 2 Kaugummis mit beworbener ketogener Wirkung. Bei der Vor-Ort-Recherche in Drogeriefilialen konnten sie keine derartigen Produkte finden. Der Preis solcher Süßigkeiten betrug im Mittel 50 Cent pro Stück, wobei eine Einnahme von meistens ein bis drei Gummis pro Tag empfohlen wurde. 

Die Inhaltsstoffe entpuppten sich als sehr heterogen. Alle Produkte enthielten Saccharide (häufig Saccharose und Glukose), Zuckeralkohole (häufig Maltitol) und Süßstoffe. Daneben waren Aroma, Farbstoffe, Geliermittel, Zitronensäure oder andere Genusssäuren am häufigsten vertreten. 94 % enthielten L-Arginin als ergänzende Aminosäure sowie Vitamine (meist B-Vitamine), Mineralstoffe oder Pflanzenextrakte – darunter am häufigsten Apfelessig und Ingwerextrakt.

Was die Wirkung angeht, versprachen die Hersteller am häufigsten eine Stärkung des Immunsystems (64 %), eine verbesserte sportliche Leistung (46 %) sowie eine Unterstützung bei der Gewichtsreduktion (43 %). 91 % nahmen in ihren Werbeaussagen Bezug zur ketogenen Ernährung (z. B. „ketofreundlich“).

Großteil der Produkte erfüllte die Anforderungen nicht

Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, gemäß EU-Verordnungen „dürfen gesundheitsbezogene Angaben nur dann auf Produkten verwendet werden, wenn diese in den Verordnungen ausdrücklich zugelassen sind und die jeweiligen Anforderungen erfüllt werden“. Gemäß ihrer Analyse ist dies bei einem Großteil der Produkte nicht der Fall.

Die Werbeaussagen beziehen sich zudem häufig auf das ganze Produkt und nicht auf bestimmte Inhaltsstoffe. Was Saccharide in einem als ketogen bezeichneten Produkt zu suchen haben, erschließt sich den Expertinnen und Experten nicht. Auch Maltitol erhöht die Plasmaglukose moderat, statt sie – wie bei einer ketogenen Diät erwartet – zu senken.

Mittelkettige Triglyzeride können Studien zufolge eine physiologische Ketose unterstützen. Sie waren aber nur in einem Drittel der untersuchten Produkte enthalten, fast immer ohne Mengenangaben oder in einer viel zu geringen Menge. Auch für L-Arginin, Extrakt aus Maca oder grünem Kaffee, die sich in Studien zum Teil positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit bzw. Gewichtsabnahme auswirkten, galt: Die in den Fruchtgummis enthaltenen Mengen lagen weit unter den in den Studien verwendeten Dosierungen. Das Autorenteam kommt zu dem Schluss, dass die untersuchten Produkte ihre Gesundheitsversprechen weitgehend nicht erfüllen und keine tatsächliche Unterstützung der Ketose zu erwarten ist.

Quelle: Assmann M et al. Ernährungs Umschau 2025; 72: 132-141; doi: 10.4455/eu.2025.030