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Thrombophlebitis Oberflächlich, doch keineswegs harmlos

Fortbildung , Medizin und Markt Autor: Leoni Burggraf

Der deutschen Leitlinie zufolge soll man bei einer OVT des Beins die Indikation zur Antikoagulation prüfen. Der deutschen Leitlinie zufolge soll man bei einer OVT des Beins die Indikation zur Antikoagulation prüfen. © peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Welche Faktoren prädisponieren bei oberflächlich gelegener Venenthrombose für Komplikationen? Und wann ist ein Antithrombotikum fällig?

Oberflächliche Venenthrombosen (OVT) werden häufig unterschätzt, erklärte Dr. ­Horst ­Gerlach, Berufsverband der Phlebologen,­Wiesbaden. Sie sind ähnlich häufig wie tiefe Venenthrombosen (TVT), und wie diese stellen auch OVT ein ernsthaftes Risiko für thromboembolische Komplikationen dar. Bei der Erkrankung handelt es sich um einen Notfall. Dennoch ist die gründliche Anamnese oberstes Gebot, betonte der Experte. In mehr als 90 % der Fälle liegt eine Varize vor, beschrieb er, doch auch nicht-variköse Venen können betroffen sein. Dann ist zu klären, ob es sich um eine idiopathische Thrombophlebitis handelt, ob die OVT die Folge eines Traumas ist oder ob eine systemische Erkrankung zugrunde liegt. 

Der deutschen Leitlinie zufolge soll man bei einer OVT des Beins die Indikation zur Antikoagulation prüfen. Bei transfaszialem Thrombuswachstum ist wie bei einer TVT vorzugehen. Ergo erfordert eine proximal lokalisierte OVT, also in Höhe des Kniegelenks oder darüber, den Ausschluss einer Phlebothrombose mittels Sonografie, so Dr. Gerlach. Dabei kommt es auf die Gesamtlänge des Blutgerinnsels an, ebenso auf den Abstand des proximalen Thrombusteils zur Einmündung ins tiefe Venensystem. Die D-Dimere hingegen sind in dieser Situation keine diagnostische Hilfe, da sich ihre Konzentration nicht einmal bei der Hälfte aller Phlebitiden erhöht zeigt. 

Bei oberflächlich gelegenen Venenthrombosen < 5 cm ist eine Antikoagulation nur bei gleichzeitigem Vorliegen von Hochrisikofaktoren indiziert, erläuterte der Referent. Allen anderen Patienten mit OVT sollte man Gerinnungshemmer in aller Regel generell verordnen. Dr. ­Gerlach verwies in diesem Zusammenhang auf ­Fondaparinux, das einzige für die Behandlung einer isolierten OVT zugelassene Antikoagulans. Verschiedene Untersuchungen hätten Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz belegt, berichtete er. 

Risiko für Rezidive sank um 2 % pro Behandlungstag

Detailliert ging der Phlebologe auf die Ergebnisse der INSIGHTS-SVT-Studie ein. Um zu klären, welche Risikofaktoren das Auftreten von OVT und den Behandlungserfolg beeinflussen, waren für INSIGHTS-SVT Patienten mit OVT über ein Jahr hinweg beob­achtet worden.

Demnach gingen stattgehabte OVT, frühere TVT und frühere Lungenembolien mit einem höheren Risiko für Komplikationen einher. Die Gerinnsellänge erhöhte das Risiko für VTE-Rezidive um 4 % pro Zentimeter, die Therapiedauer senkte es um 2 % pro Behandlungstag.

Allerdings zeigen die Daten auch, dass nach 45 Tagen Behandlung nur noch ein Viertel der Patienten antikoaguliert wurde. Zudem hatten die Betroffenen nach drei Monaten ein hohes Risiko für thromboembolische Komplikationen, trotz initialer Antikoagulation. Die Behandlung sollte also über einen ausreichend langen Zeitraum fortgeführt werden, schlussfolgerte Dr. ­Gerlach.

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