
Riechstörungen im Alter Olfaktorische Beeinträchtigung als Risikomarker

Eine Autorengruppe um Robert Ruane, Karolinska Institut und Universität Stockholm, identifizierte nun mögliche Mediatoren dieser Verbindung und bestärkt die Relevanz des Geruchssinns als kurz- und langfristigen Marker für verschiedene altersbezogene Outcomes.
In die Auswertung eingeschlossen wurden Bewohner der schwedischen Stadt Kungsholmen, die zwischen 2001 und 2004 mindestens 60 und höchstens 99 Jahre alt waren. Das Durchschnittsalter zu Studienbeginn betrug 72 Jahre. Das Riechvermögen der 2.524 Teilnehmenden wurde bei Studieneintritt über den 16-teiligen „Sniffin‘ Sticks Test“ ermittelt. Bei diesem müssen verschiedene Gerüche durch Riechen an stiftförmigen Behältern erkannt werden. Über ein maximal zwölfjähriges Follow-up untersuchte das Autorenteam die Assoziationen zwischen olfaktorischen Störungen und Mortalität und welchen Einfluss die Mediatoren Demenz, Mangelernährung, Frailty, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und Depressionen darauf haben.
Bei einem ersten Follow-up nach sechs Jahren waren knapp 20 % der Teilnehmenden verstorben, nach zwölf Jahren etwa 40 %. Jeder zusätzliche unerkannte Geruch zu Studienbeginn wurde mit einer 5- bis 6%igen Steigerung des Mortalitätsrisikos assoziiert. So hatten bspw. Personen, die sechs Gerüche nicht zuordnen konnten, ein um 42 % erhöhtes Sterberisiko nach sechs Jahren. Dabei zeigte sich insbesondere das Risiko einer neurodegenerativen Todesursache erhöht.
Als wesentlichen Mediator zwischen Riechstörungen und Mortalität identifizierten die Forschenden Demenz, die nach sechs Jahren 23 % der Assoziation begründete. Auch Frailty und Mangelernährung stellten mit 11 % und 5 % verbindende Faktoren dar.
Die Mediatoren veränderten sich jedoch mit der Zeit, erklärt Prof. Dr. Nicholas Rowan von der Johns Hopkins University in Baltimore in einem begleitenden Kommentar. Während Demenz und Mangelernährung langfristig keine Bindeglieder zwischen Riechvermögen und Mortalität waren, blieb Frailty mit einem Anteil von 9 % auch beim maximalen Follow-up von zwölf Jahren ein relevanter Mediator.
Nach dieser Untersuchung sind Riechstörungen sowohl ein früher Marker für neurodegenerative Erkrankungen als auch ein breiterer Indikator für systemischen Verfall, betont Prof. Rowan. Er plädiert deshalb für olfaktorische Routinescreenings im Rahmen geriatrischer Untersuchungen.
Quelle: 1.Ruane M et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2025; doi: 10.1001/jamaoto.2025.0174
2.Rowan NR. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2025; doi: 10.1001/jamaoto.2025.0161