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Atopische Dermatitis Onlinetool hilft Kindern und Jugendlichen mit Ekzem

Autor: Nils Bröckelmann

Internationale Leitlinien empfehlen eine Patientenedukation, damit diese lernen, mit ihrer Erkrankung bestmöglich umzugehen. Internationale Leitlinien empfehlen eine Patientenedukation, damit diese lernen, mit ihrer Erkrankung bestmöglich umzugehen. © Astrid Gast – stock.adobe.com
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Die Patientenedukation von Menschen mit atopischer Dermatitis ist für viele vielleicht ein alter Hut. Das sollte aber kein Grund sein, deswegen auf die positiven Effekte der digitaler Möglichkeiten zu verzichten.

Grundpfeiler jeder Therapie der atopischen Dermatitis (AD) ist die regelmäßige Anwendung von Topika wie Cremes und antiinflammatorischer Substanzen. Außerdem sollte der Patient Trigger vermeiden und versuchen, das Kratzen zu minimieren. Internationale Leitlinien empfehlen eine Patientenedukation, damit diese lernen, mit ihrer Erkrankung bestmöglich umzugehen. Allerdings sind entsprechende Programme bisher rar gesät. Prof. Dr. Miriam­ Santer­ von der Uniklinik Southampton und Kollegen untersuchten, ob ein Onlineprogramm helfen kann, die Ekzeme von Kindern und Jugendlichen besser zu behandeln.

Die Autoren führten dazu in England zwei randomisierte kontrollierte Studien durch und schlossen Patienten mit moderater oder schwerer AD ein. In der ersten Studie nahmen 340 Elternteile oder Betreuungspersonen von Kindern bis zwölf Jahren mit Ekzem teil – in der zweiten 337 Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis 25 Jahren. In beiden Settings erhielt eine Gruppe die Standardtherapie und die andere zusätzlich einen Onlinesupport. Die Teilnehmer konnten das Angebot nach eigenem Ermessen nutzen – es enthielt u.a. Videos mit Informationen oder Tipps von anderen Betroffenen.

Auch nach 52 Wochen war noch ein Effekt nachweisbar

Nach 24 Wochen kam es bei Kindern und Jugendlichen aus der Onlinegruppe zu einer geringen, aber statistisch signifikanten Verbesserung der Krankheitsschwere (gemessen über den POEM*-Score) im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie. Auch nach 52 Wochen ließ sich noch ein positiver, wenngleich weniger starker Effekt nachweisen.

Einen klinisch relevanten Unterschied von -2,5 im POEM-Score erreichten nach 24 Wochen insgesamt 58 % und 39 % der Interventions- und Kontrollgruppen. Die Number needed to treat, um innerhalb dieses Zeitraumes diese Differenz zwischen den Gruppen zu erreichen, lag damit bei sechs. Nachdem sie das Onlinetool genutzt hatten, fühlten sich die Tester insgesamt sicherer im Umgang mit der Krankheit. Die empfohlenen Therapien setzten diese Patienten allerdings nicht häufiger ein als die Vergleichsgruppe. 

Eine Limitation der Studie bleibt die fehlende Verblindung, schreiben die Wissenschaftler. Sie betonen aber, dass der Vorteil der kostengünstigen und nebenwirkungsfreien Maßnahme vergleichbar mit dem vieler Medikamente sei. Durch breite Einschlusskriterien und das insgesamt praxisnahe Setting lassen sich die Ergebnisse gut auf den klinischen Alltag übertragen.

* Patient-orientated eczema measure 

Quelle: Santer M et al. BMJ 2022; 379: e072007; DOI: 10.1136/bmj-2022-072007