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Optikusneuritis nicht nur mit MS assoziiert

Autor: Dr. Andrea Wülker

Zwar geht Optikusneuritis am häufigsten mit MS einher, die vielen anderen Assoziationen dürfen aber nicht übersehen werden. Zwar geht Optikusneuritis am häufigsten mit MS einher, die vielen anderen Assoziationen dürfen aber nicht übersehen werden. © iStock/Branimir76
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Die Optikusneuritis gilt als ein typisches Symptom der Multiplen Sklerose. Das stimmt auch, doch man muss auch bei anderen systemischen Erkrankungen damit rechnen.

Bisher gab es nur spärliche epidemiologische Daten zur Optikusneuritis. Tritt die Erkrankung in den letzten Jahren häufiger auf? Bei welchen systemischen und neurologischen Erkrankungen kommen Sehnervenentzündungen vor? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, analysierte das Team um Tasanee Braithwaite von der Medical Eye Unit am Guys’ and St Thomas’ Hospital National Health Service Foundation Trust in London Netzwerkdaten, die zwischen 1995 und 2019 erhoben worden waren.

Die Forscher werteten die Befunde von fast 11 Millionen Patienten aus, die bei Aufnahme in die Kohorte ein medianes Alter von 32,6 Jahren aufgewiesen hatten; der Frauenanteil lag bei 50,9 %. Im Beobachtungszeitraum entwickelten 2826 Patienten eine Optikusneuritis, davon waren 69,4 % weiblich, das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei 35,6 Jahren. Die Gesamtinzidenz der Erkrankung blieb über 22 Jahre stabil bei 3,7 pro 100 000 Personenjahre. Das höchste Risiko für die Entzündung war assoziiert mit weiblichem Geschlecht, Adipositas, reproduktivem Alter, Rauchen sowie einem Wohnort in höheren geographischen Breitengraden.

Inzidenz der Erkrankung bleibt offenbar stabil

Betroffene hatten signifikant häufiger eine zuvor bekannte Multiple Sklerose (Odds Ratio 98,22); maßgebliche Assoziationen bestanden auch mit Syphilis, Mykoplasmeninfektionen, Vaskulitis, Sarkoidose, Epstein-Barr-Virus-Infektion, Morbus Crohn oder Psoriasis – die Odds Ratios lagen bei diesen Erkrankungen aber in deutlich niedrigeren Bereichen von 1,28–5,76.

Darüber hinaus hatten Patienten mit Optikusneuritis ein signifikant erhöhtes Risiko für eine neu auftretende Multiple Sklerose (Hazard Ratio 284,97). Die Gefahr für die Entwicklung einer Behçet-Krankheit, Sarkoidose, Vaskulitis, Herpesinfektion oder des Sjögren-Syndroms lag bei ihnen ebenfalls höher, allerdings „nur“ in Hazard-Ratio-Bereichen zwischen 1,68 und 17,39.

Die Inzidenz der Optikusneuritis im Vereinigten Königreich ist stabil, fassen die Autoren zusammen. Zwar geht die Sehnervenentzündung am häufigsten mit einer Multiplen Sklerose einher. Die vielen anderen Assoziationen dürfen aber nicht übersehen werden, denn die Erkrankung verlangt eine rasche Behandlung, um das Sehvermögen zu erhalten.

Quelle: Braithwaite T et al. JAMA Neurol 2020; e203502; DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.3502