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Ösophaguskarzinome Plädoyer gegen die Active Surveillance im Ösophagus

DKK 2022 Autor: Lara Sommer

Ein Referent beim DKK zeigt anhand  eines Patientenfalls, warum eine Operation bei der derzeitigen Diagnostik des Ösophaguskarzinom sehr zu empfehlen ist. Ein Referent beim DKK zeigt anhand eines Patientenfalls, warum eine Operation bei der derzeitigen Diagnostik des Ösophaguskarzinom sehr zu empfehlen ist. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com
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Momentan wird in Studien untersucht, ob man im Falle einer Komplettremission auf die Resektion krebsbetroffener Speiseröhrensegmente verzichten kann. Anhand eines Patientenfalls illustrierte ein Referent beim DKK, warum er eine Operation bei der derzeitigen Diagnostik für unverzichtbar hält.

Mediziner:innen diskutieren kontrovers, ob man bei Ösophaguskarzinomen, die gut auf eine neoadjuvante Therapie ansprechen, operative Resektion oder aktive Überwachung bevorzugen sollte. Von 1.117 Patient:innen, die sich zwischen 2016 und Ende 2021 an der Uniklinik Köln einer Ösophag­ektomie unterzogen, waren 83 % multimodal therapiert worden, nur 17 % erreichten eine pathologische CR. Prof. Dr. ­Wolfgang ­Schröder, Universitätsklinikum Köln, plädierte dafür, auch bei vollständigem klinischem Ansprechen auf FLOT oder CROSS die betroffenen Gewebsabschnitte zu entfernen.1

Residualtumor trotz klinischer Komplettremission

Er stellte den Fall eines 62-jährigen, funktionell operablen Patienten mit Adenokarzinom des distalen Ösophagus (33–37 cm AZR) vor, dessen Tumor zunächst als ­cT3NxM0 gestaged wurde. Vier Wochen nach Abschluss einer CROSS-Therapie erfolgte ein Restaging. Der Patient zeigte zu diesem Zeitpunkt eine klinische CR mit unauffälligen Befunden in Endoskopie und CT. 

Das betroffene Speiseröhrensegment wurde dennoch vollständig reseziert und histopathologisch untersucht. Die zuständigen Patholog:innen meldeten den Status als ypT3, ypN0 (0/37 LK), G2, L0, V0. Sie bestätigten die erfolgreiche R0-Resektion, allerdings enthielt das entfernte Gewebe noch lebensfähige Tumorzellen. Histopathologisch galt das Ergebnis der Behandlung nur als Major Response (< 10 % vitale Tumormasse). Prof. Schröder wies darauf hin, dass bei diesem Patienten nach Abschluss der Neoadjuvanz zehn endoskopische Biopsien frei von malignen Zellen waren.

Der Referent beurteilte existierende Biopsie- und Bildgebungsverfahren als nicht ausreichend sensitiv, um den Status eines Komplett­ansprechens nach Neoadjuvanz sicher festzustellen, also den Verbleib vitaler Tumorzellen im Körper auszuschließen. In seinem Standpunkt fühlt er sich durch eine 2020 veröffentlichte Metaanalyse bestärkt.2 

Nachweis vereinzelter Zellen nur durch Histopathologie 

Als weiteres Argument für ein operatives Vorgehen verwies Prof. Schröder auf eine eigene Studie, in der sich von 201 Patient:innen mit histopathologisch bestätigter CR 16 % als lymphknotenpositiv herausstellten.3 Der Status ­ypT0N+ erwies sich als Prädiktor für Lokalrezidive und Fernmetastasen. Eine Persistenz vitaler Tumorzellen in Lymphknoten lasse sich durch Bildgebung nicht zuverlässig überprüfen. 

Momentan liefen drei prospektive klinische Studien, welche eine Active Surveillance bei Speiseröhrentumoren prüfen sollen (SANO, ESOSTRATE, ESORES). Er erwarte jedoch aus den genannten Gründen keine Ergebnisse zugunsten einer Watch-and-wait-Strategie.

 Fazit des Referenten: Weil die exis­tierende klinische Diagnostik nicht zum Nachweis einer pathologischen CR ausreicht und es an Evidenz für die aktive Überwachung fehlt, sollte die Chirurgie standardmäßiger Bestandteil der multimodalen Behandlung von Ösophaguskarzinomen bleiben. Eine Active Surveillance ziehe er allenfalls bei nicht funktionell operablen Patient:innen unter klinischer CR in Betracht.

Quellen:
1. Schröder W. DKK 2022; Klinischer „Complete response“ nach CROSS oder FLOT – Resektion vs. „watch and wait“
2. Eyck et al. Ann Surg 2020; 271(2): 245-256; Doi: 10.1097/SLA.0000000000003397
3. Schroeder et al. Ann Surg Oncol 2022; Doi: 10.1245/s10434-022-11700-3
35. Deutscher Krebskongress