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Komplexe Nierentumoren Ran an den bilateralen Nierenkrebs

EAU 2022 Autor: Dr. Miriam Sonnet

Nierenzellkarzinome sind mit einem Anteil von    95 % die häufigsten Nierentumoren bei
erwachsenen Patient:innen. Nierenzellkarzinome sind mit einem Anteil von 95 % die häufigsten Nierentumoren bei erwachsenen Patient:innen. © sewcream-stock.adobe.com
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Wie sollte man im Fall von komplexen Nierentumoren vorgehen? Ist unbedingt eine Biopsie erforderlich? Und eignet sich die fokale Therapie oder die organerhaltende Nierenteilresektion besser? Auf dem EAU Congress wurden diese Punkte diskutiert.

Die Frage, wann man eine Biopsie bei Nierentumoren durchführen sollte, adressierte Prof.Dr. Alessandro Volpe, Ospedale Maggiore della Carità, Novara. Als Hauptgrund für eine Gewebeentnahme nannte er die hohe Heterogenität von Nierenkrebs in Bezug auf die Aggressivität. Eine perkutane Biopsie sei sicher und bringe nur ein geringes Risiko schwerer Blutungen mit sich. Auch die Akkuratheit sei gut: In einer Metaanalyse betrugen Sensitivität und Spezifi tät zur Detektion einer Malignität 99,1 % und 99,7 %. Das Gleiche gelte für die Bestimmung des histologischen Subtyps. Das Grading sei herausfordernder.

Für die Biopsie bilateraler Tumoren spreche, dass die histologische Konkordanz nicht immer gegeben sei. Liegt auf einer Seite ein Nierenzellkarzinom (RCC) vor, so bestehe eine 89%ige Wahrscheinlichkeit, dass diese Diagnose auch für die andere Niere gelte. Bei einem klarzelligen Tumor beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Konkordanz sogar nur 71 %. Gleiches gelte für Onkozytome – das Risiko, dass die andere Niere von einem RCC betroffen ist, sei signifi kant, betonte der Referent.

Die Biopsie könne die Therapieentscheidung bei cT1-Nierentumoren unterstützen, schloss Prof. Volpe. Sie sollte v.a. dann durchgeführt werden, wenn verschiedene Optionen, darunter die aktive Überwachung, zur Auswahl stehen.

Fokale Therapie alternativ in Betracht ziehen

Eine Indikation für eine fokale Behandlung bestehe für gebrechliche Personen und solche mit vielen Komorbiditäten, berichtete Dr. Dr. Óscar Rodriguez Faba, Fundació Puigvert, Barcelona. In einer retrospektiven Analyse wurden roboterassistierte Nierenteilresektion (RAPN) und perkutane Kryoablation miteinander verglichen. Mit der Kryotherapie hatten die Teilnehmenden eine geringere Wahrscheinlichkeit, Komplikationen zu erleiden, aber ein 2,9-fach höheres Risiko für ein Lokalrezidiv (OR 2,9).

Die Kryotherapie sei für T1a-Tumoren besser geeignet als für T1b-Karzinome: In einer weiteren retrospektiven Analyse traten mit 7,7 % vs. 34,5 % weniger Lokalrezidive auf,
wenn es sich um einen T1a-Krebs handelte. Technische Unterstützung mittels MRT, Hydrodissektion und Methoden, die die Ureteren schützen und die einen „thermal sink“ verhindern, seien in Betracht zu ziehen.

Wie man bei bilateralen, synchronen Nierentumoren vorgehen sollte, wird noch immer kontrovers diskutiert, konstatierte Prof. Dr. Andrea Minervini von der Universität
Florenz. Wann man eine organerhaltende Nierenteilresektion (NSS) durchführen kann, erörterte der Referent in seinem Vortrag.

Strategie an den Tumor anpassen

Die NSS sei bei einem lokalen Tumor der radikalen Nephrektomie vorzuziehen, solange dies nicht die Aggressivität des Geschwulstes beeinflusst. Synchrone bilaterale Nieren-
karzinome seien eine imperative Indikation für eine NSS. Eine schlechte Erhaltung des Nierenparenchyms aufgrund einer extensiven Resektion stelle die einzige absolute Kontraindikation dar. Die Strategie müsse an den Tumor angepasst werden.

Die Operation mit einer roboterassistierten Teilresektion kann in zwei Schritten erfolgen: Zunächst würde der Experte die aggressivere Seite behandeln und danach die andere. Gäbe es hinsichtlich der Aggressivität keine Unterschiede, könne man mit dem einfacheren Tumor beginnen und den komplexeren danach resezieren.

Kongressbericht: 37. Annual EAU Congress