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Schlaganfall: Vojta-Therapie bald Teil der Reha?

Autor: Dr. Judith Lorenz

In der Pilotstudie wurde der Effekt von Vojta-Anwendungen im Vergleich zu konventioneller Physiotherapie betrachtet. (Agenturfoto) In der Pilotstudie wurde der Effekt von Vojta-Anwendungen im Vergleich zu konventioneller Physiotherapie betrachtet. (Agenturfoto) © iStock/SDI Productions
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Manche Patienten wirft ein Schlaganfall motorisch gesehen ins Kleinkindalter zurück. Eine Pilotstudie zeigt: Die aus der Pädiatrie bekannte Vojta-Therapie hilft den Betroffenen, Rumpf und obere Extremitäten wieder besser zu kontrollieren.

Die Vojta-Thera­pie ist nicht nur etwas für Kinder: Auch Schlaganfallpatienten profitieren von dieser besonderen Form der Physiotherapie, wie eine am Klinikum Frankfurt Höchst durchgeführte randomisierte und kontrollierte Studie zeigt. Da viele Schlaganfallpatienten die motorischen Entwicklungsschritte erneut durchlaufen müssen, prüften Corina­ Epple­ und Kollegen, ob der Vojta-Ansatz auch in der Früh­rehabilitation dieser Patienten einen Vorteil bringt.

Reflexlokomotion nach Vojta

Der tschechische Neurologe und Kinderneurologe Václav Vojta entwickelte das nach ihm benannte Diagnostik- und Therapieverfahren in den 1960er-Jahren speziell für Kinder und Jugendliche mit Zerebralparese. Die Behandlung basiert auf der gezielten Förderung von angeborenen Bewegungsmustern (Reflexlokomotion), welche insbesondere für die Körperhaltung, das heißt zur Gleichgewichtskontrolle und für das Aufrichten gegen die Schwerkraft, erforderlich sind. Dazu übt der Therapeut Druckimpulse auf bestimmte Zonen am Körperstamm und an den Extremitäten des Patienten aus.

An der Untersuchung nahmen 40 Personen im Alter zwischen 66 und 80 Jahren teil, welche infolge eines akuten ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfalls an einer schweren Hemiparese litten (bei bestehender Kommunikationsfähigkeit). 

Signifikanter Effekt nach neuntägiger Behandlung

Zu Beginn der Intervention durfte das Ereignis nicht länger als 72 h zurückliegen. Eine Hälfte der Patienten begann mit der Vojta-Anwendung (einmal pro Tag), die andere erhielt eine tägliche konventionelle Physio­therapie. Neun Tage nach der Klinikaufnahme prüften die Kollegen unter anderem die Rumpfkontrolle der Patienten sowie ihre Arm- und Handmotorik. In der Vojta-Gruppe beobachteten die Wissenschaftler im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung der posturalen Kontrolle sowie der motorischen Fähigkeiten der oberen Extremität. Im Gegensatz zur konventionellen Behandlung gelang im Vojta-Arm in diesem Zeitraum bereits eine Verbesserung der Rumpfkontrolle um 25,5 Punkte im TCT*. Auch im Hinblick auf das mittels NIHSS (National Institute of Health Stroke Scale) gemessene neurologische Defizit erwies sich die Vojta-Methode als vorteilhaft. Der Ansatz könnte eine vielversprechende Therapie­option zur Akutrehabilitation nach einem Schlaganfall sein, meinen die Kollegen. 

Die Übungen können zu Hause fortgeführt werden

Einen Vorteil der Methode sehen sie in der Möglichkeit, die Angehörigen der Patienten in den Basistechniken zu schulen, sodass die Behandlung auch nach der Klinikentlassung fortgesetzt werden kann. Zunächst müssten aber größer angelegte Untersuchungen­ die Ergebnisse der Pilotstudie noch bestätigen.

* trunk control test (Wertebereich 0-100)

Quelle: Epple C et al. Neurol Res Pract 2020; 2: 23; DOI: 10.1186/s42466-020-00070-4