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Schmalkomplextachykardie: Herzrhythmus mit umgekehrtem vagalem Manöver normalisieren

Autor: Dr. Sascha Bock

Mithilfe des neu entwickelten umgekehrten vagalen Manövers lassen sich Tachykardien meist terminieren. Mithilfe des neu entwickelten umgekehrten vagalen Manövers lassen sich Tachykardien meist terminieren. © iStock/buchachon
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Versuchen Sie es doch mal mit dem umgekehrten vagalen Manöver, wenn sich eine hämodynamisch stabile Schmalkomplextachykardie nicht mithilfe des modifizierten Valsalva-Manövers terminieren lässt. Dieser neue methodische Ansatz wurde kürzlich entwickelt und in einer kleinen Studie untersucht.

Im EKG einer 49-Jährigen zeigt sich das Bild einer supraventrikulären Tachykardie (SVT). Die Herzfrequenz liegt bei 150/min, der Blutdruck beträgt 110/70 mmHg. „Das ist der Klassiker für ein modifiziertes Valsalva-Manöver*“, sagte Professor Dr. Thorsten­ ­Lewalter, Internistisches Klinikum München Süd. Im wahrsten Sinne des Wortes zu kurz kommt dabei oft die Bauchpresse. Diese sollte 12 bis 15 Sekunden andauern, erinnerte der Arzt. Mit dem anschließenden abrupten Hochnehmen der Beine in eine fast vertikale Position erreicht man eine Terminierungsrate um 40 %.

Wissenschaftler aus Frankreich haben eine neue Methode entwickelt: das umgekehrte vagale Manöver. Der Patient atmet zunächst normal aus. Danach schließt er den Mund und hält sich die Nase zu. Gegen diesen Widerstand unternimmt er nun einen kräftigen Einatmungsversuch über zehn Sekunden, wodurch sich der Rhythmus im Idealfall normalisiert. 

Ihren Ansatz überprüften die Forscher in einer Studie mit elf SVT-Fällen. Bei zehn Teilnehmern ließ sich die Tachykardie so terminieren. Vier davon hatten bereits ein erfolgloses konventionelles oder modifiziertes Valsalva-Manöver hinter sich. Die umgekehrte Variante bietet also eine simple und womöglich gute Erweiterung, kommentierte Prof. Lewalter.

Versuch lohnt auch bei Breitkomplextachykardie

Eingeordnet in den Algorithmus der ESC**-Leitlinie bedeutet das: Tritt bei einem Patienten eine hämodynamisch stabile Schmalkomplextachykardie auf, steht ein modifizierter Valsalva-Pressversuch an. Führt dieser nicht zum Erfolg, könnte man direkt im Anschluss ein inverses vagales Manöver probieren. Bleibt auch das ineffektiv, geht es mit der intra­venösen Adenosingabe und ggf. differenzierter Antiarrhythmikatherapie weiter. Übrigens sieht der Algorithmus für eine monomorphe stabile Breitkomplextachykardie nahezu identisch aus. Ein ergänzendes umgekehrtes Manöver könnte sich in diesem Fall ebenso lohnen.

* im Liegen mit angehobenen Beinen
** European Society of Cardiology

Kongressbericht: 16. DGK-Kardiologie-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)