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Autoinflation bei Otitis media Schnauben oder nicht schnauben?

Autor: Dr. Franziska Hainer

Autoinflation - Durch den erzeugten Druck soll die angesammelte Flüssigkeit abtransportiert und das Mittelohr besser belüftet werden. Autoinflation - Durch den erzeugten Druck soll die angesammelte Flüssigkeit abtransportiert und das Mittelohr besser belüftet werden. © deagreez - stock.adobe.com
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Kinder mit Mittelohrentzündung und Paukenerguss profitieren möglicherweise von der Autoinflation. Für eine Wirksamkeit gegen eine ergussbedingte Hörstörung gibt es jedoch kaum Evidenz. Auch Schmerzen sind durch das Ausschnauben offenbar möglich.

Die Autoinflation ist eine Technik, die bei Mittelohrentzündung infrage kommt. Dabei bläst das kranke Kind Luft durch ein Nasenloch z.B. in ­einen speziellen Ballon und hält gleichzeitig das andere Nasenloch fest zu. Durch den erzeugten Druck soll die angesammelte Flüssigkeit abtransportiert und das Mittelohr besser belüftet werden. Ein Team um Dr. ­Katie ­Webster von der University of Oxford analysierte den Effekt der Autoinflation in einem Cochrane Review. Elf Studien mit insgesamt 1.036 Kindern zwischen drei und elf Jahren mit einseitiger oder beidseitiger Mittelohrentzündung und Paukenerguss (Otitis media mit Erguss, OME) gingen in das Review ein. 

Zwei- bis dreimal täglich Ballon mit der Nase aufblasen

Primäre Endpunkte waren die Hörfähigkeit, OME-spezifische Lebensqualität, Schmerzen und Stress. In allen Studien wurde Autoinflation mit Behandlungsverzicht verglichen. Dabei kamen verschiedene Methoden und Hilfsmittel zum Einsatz. Die Patienten führten die Autoinflation über einen Zeitraum von zwei bis zwölf Wochen jeweils zwei- bis dreimal täglich durch. 

Ob Autoinflation dazu beiträgt, dass die Patienten wieder normal hören können, ist durch die schwache Evidenzlage nicht sicher zu beantworten, schreiben die Autoren. Für die Lebensqualität (erhoben mit OMQ-14) sei die Autoinflation möglicherweise von Vorteil. Einen nachteiligen Effekt ergab eine Studie, die ein Risiko für Ohrenschmerzen bei der Autoinflationsprozedur zeigte (Risk Ratio 3,50 für Otalgie), auch hier war die Evidenz sehr schwach. In vier Studien wurden die Patienten bezüglich einer Persistenz der OME nach drei Monaten untersucht. Offenbar ist nach der Autoinflation das Risiko für eine Krankheitspersistenz geringer (Risk Ratio 0,88) – Langzeitergebnisse fehlen jedoch.

Aufgrund der spärlichen Evidenzlage bewerten die Autoren die Ergebnisse als wenig verlässlich. Positive ­Effekte auf Lebensqualität und Erkrankungsdauer sind jedoch möglich. Ob dafür potenzielle ­Nebenwirkungen und der Aufwand in Kauf genommen werden, bleibt eine individuelle Entscheidung.

Quelle: Webster KE et al. Cochrane Database Syst Rev 2023; DOI: 10.1002/14651858.CD015253.pub2

Otitis media mit mukopurulentem 
Exsudat, vorgewölbtem Trommelfell und dilatierten Trommelfellgefäßen. Otitis media mit mukopurulentem Exsudat, vorgewölbtem Trommelfell und dilatierten Trommelfellgefäßen. © Michael Hawke - wikimedia