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Hyposmie nach COVID-19 Schnuppertraining hilft am besten

Autor: Nils Bröckelmann

Die Omikron-Variante des Coronavirus verursacht  seltener Riechstörungen als ihre Vorgänger. Die Omikron-Variante des Coronavirus verursacht seltener Riechstörungen als ihre Vorgänger. © Siniehina - stock.adobe.com, Feydzhet Shabanov - stock.adobe.com
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Eine COVID-19-­assoziierte Riechminderung persistiert bei etwa 5 % der Betroffenen nach sechs Monaten. Angezeigt sind eine gründliche HNO-Untersuchung und bei Ausschluss anderer Ursachen ein Riechtraining. 

In den ersten beiden Wellen der SARS-CoV-2-Pandemie lag die Prävalenz von Hyp­osmien bei etwa 39–47 %, womit diese unter den am häufigsten genannten Symptomen rangierten. Unterscheiden muss man nach Aussage von Dr. ­Constantin Hintschich vom Uniklinikum Regensburg und Kollegen zwischen einer Riechminderung durch Schwellung und Schleimbildung bei unterschiedlichsten viralen Erkrankungen und einer Riechminderung ohne weitere nasale Symptome. Letzterer begegnete man vor allem in den frühen Phasen der COVID-19-Pandemie. 

Spätere Virusvarianten wie Omikron warteten mit einer höheren Übertragbarkeit auf als das Wildtyp-Virus. Mortalität und Morbidität, aber auch Symptome wie der Riechverlust nahmen dabei ab. Die Odds Ratio für eine Riechminderung durch Omikron lag im Vergleich zum Wildtyp bei 0,18. 

Parosmien gelten als prognostisch günstig

Während sich der Geruchssinn bei dem Gros der Betroffenen nach einigen Wochen wieder einstellt, persistiert eine Riechminderung bei etwa 5 % noch nach sechs Monaten. Eine anhaltende Hyposmie schränkt die Lebensqualität relevant ein und ist auch mit dem Post-COVID-Syndrom assoziiert. Noch häufiger als Hyposmien sind veränderte Riechwahrnehmungen, die bei über 40 % der Patienten sechs Monate nach der akuten Infektion beobachtet werden. Auch wenn sogenannte Parosmien belastend sein können, interpretiert man sie als prognostisch günstig – nämlich als Ausdruck der Regeneration des Riechvermögens.

Eine weitergehende Diagnostik, vor allem eine HNO-ärztliche Untersuchung, ist bei Symptompersis­tenz angezeigt. Erfragen sollte man den Beginn und den Verlauf der Erkrankung und die Art der Riech- und auch Schmeckstörungen. Weitere auslösende Faktoren abgesehen von Infekten der oberen Atemwege sind chronische Nasennebenhöhlen­entzündungen, Traumata, frühere Operationen oder Bestrahlungen. Auch nach neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen sollte man fragen.

Eine einfache, subjektive Testung des Riechvermögens erfolgt mittels ­visueller Analogskala. Genauer sind sogenannte psychophysische Tests mit Sniffin’ Sticks, in denen nicht nur Geruchsidentifikation, sondern teils auch Riechschwelle und Geruchsdiskrimination objektiviert werden können. Mit diesen Verfahren ist es auch möglich, Defizite aufzudecken, die im Alltag zunächst nicht bemerkt werden. Außerdem kann man mit den Tests den Verlauf der Riechstörung gut beurteilen. Die Spiegeluntersuchung hilft, chronische Entzündungen, bisweilen auch Tumoren, zu entdecken.  

Therapeutisch sehen die Autoren die beste Evidenz für das Riechtraining, welches das Riechvermögen sig­nifikant verbessern kann. Es besteht aus Trainingseinheiten von jeweils 30 Sekunden mit vier verschiedenen Düften zweimal täglich über insgesamt 3–12 Monate. Als Düfte werden z.B. Zitrone, Eukalyptus, Rose und Nelke eingesetzt. Nach 3–4 Monaten wechselt man das Sortiment. Zur Empfehlung weiterer Therapien gibt es den Autoren zufolge noch keine ausreichenden Nutzenbelege. Für intranasale oder systemische Kortikosteroide sehen sie aktuell keinen Stellenwert, auch vor dem Hintergrund der möglichen Nebenwirkungen.

Quelle: Hintschich CA et al. HNO 2023; 71: 739-743; DOI: 10.1007/s00106-023-01368-w