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Augenprobleme Sehkrank auf Reisen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Der niedrige Kabinendruck kann beim Landeanflug die Vorfreude auf den Urlaub vorübergehend trüben. Der niedrige Kabinendruck kann beim Landeanflug die Vorfreude auf den Urlaub vorübergehend trüben. © ryanking999 – stock.adobe.com
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Von der Höhenretinopathie bis zum Parasitenbefall: In der Ferien­zeit haben andere Augenerkrankungen Konjunktur als im restlichen Jahr. Viele Patienten suchen zunächst hausärztlichen Rat. Ein Überblick über die wichtigsten Diagnosen.

Ein Urlaub kann den Augen Probleme bereiten – das beginnt  häufig schon bei der Anreise. Wegen der trockenen Luft im Flugzeug drohen Juckreiz, Tränen und Kontaktlinsenintoleranz. Auch der niedrige Kabinendruck belastet das Sehorgan, schrei­ben Jay Jun Lee vom University Hospital Galway und Kollegen. Etwa 1–2 % der Flug­reisenden erleben stechende oder pulsierende fronto­orbitale Schmerzen, die meistens im Sinkflug oder bei der Landung beginnen. Gegen „Flugzeug-Kopfschmerz“ helfen Valsalva-Manöver, Kauen und Gähnen. Auch die prophylaktische Einnahme von NSAR und lang wirksamen Triptanen kann die Beschwerden lindern.

Nach einer Augen-OP mit intra­oku­lä­rer Gasinjektion sollten Flüge bis zur vollständigen Resorption der Gase (ca. 2–6 Wochen) unterbleiben. Denn durch die Volumenexpansion über den Wolken droht ein rascher Anstieg des Augeninnendrucks. Auch von ischämischer Optikusneuropathie und der Verschlechterung eines diabetischen Makulaödems nach Flugreisen wurde berichtet. In Einzelfällen kann durch die schlechte Beleuchtung in der Kabine und die daraus resultierende Mydriasis auf Langstreckenflügen ein sogenannter Glaukomanfall (akuter Winkelblock) induziert werden, was einen ophthalmologischen Notfall darstellt. Für Patienten mit chronischem Glaukom sind Flugreisen jedoch ungefährlich, so die Autoren.

Bei Hochgebirgstouren Vorerkrankungen bedenken

Niedriger Luftdruck kann auch außerhalb des Flugzeugs eine Rolle spielen: Die Höhrenretinopathie tritt vor allem bei Trekkern auf, die über 4.900 m aufsteigen. Besonders gefährdet sind dehydrierte Bergtouristen und solche mit kardialen und respiratorischen Vorerkrankungen. Die überwiegend asymptomatische Störung bildet sich meist von selbst zurück, bei Bedarf kann eine Sauerstoffapplikation erfolgen.

Beim Gerätetauchen drohen ­Augenläsionen durch die Druckdifferenz zwischen dem Inneren der Maske und dem umgebenden Wasser. Bindehautgefäße können rupturieren. In seltenen Fällen entsteht ein orbitales subperiostales Hämatom, das den intraokulären Druck massiv erhöht und den N. opti­cus komprimiert. Betroffene müssen notfallmäßig behandelt werden.

Bergsteiger, Skifahrer und Strandgänger tragen ein erhöhtes Risiko für eine UV-Keratitis. Die auch Schneeblindheit genannte photochemische Reaktion führt zu Augenschmerzen, Tränenfluss, Chemosis und Blepharospasmus. Vorübergehend ist evtl. auch das Sehvermögen eingeschränkt. Die Störung manifestiert sich Stunden nach der Exposition und geht innerhalb von drei Tagen zurück.

Zudem ist auf Auslandsreisen mit okulären Infektionen zu rechnen, v.a. in weniger entwickelten Ländern. Begünstigend wirken u.a. Kontaktlinsentragen und oberflächliche ­Augenschäden. Betroffene klagen über Schmerzen, Photophobie und Visusminderung. Therapeutisch wirken antimikrobielle Wirkstoffe, pupillenerweiternde Tropfen und Steroide. Pilzbedingte Hornhautentzündungen treten v.a. in Südasien auf.

Eine weitere häufige Ursache für okuläre Entzündungen sind Parasiten, die insbesondere in ­(sub)tropischen Regionen vorkommen. Die Toxoplasmose wird meist durch unzureichend erhitztes Fleisch und Schalentiere übertragen und löst eine Retinochoroiditis aus. Ein schwerer Verlauf wird v.a. in Mittel- und Südamerika beobachtet. Wegen möglicher Rezidive ist eventuell eine langfristige Kontrolle erforderlich.

Würmer können eine posteriore Uveitis auslösen

Bei Reisen in afrikanische Länder südlich der Sahara ist zu bedenken, dass Malaria auch die Augen befallen kann. Pathogenetisch für die Malariaretinopathie wirken Gefäß­okklusion und Ischämie. Eine spezifische Behandlung steht bisher nicht zur Verfügung, wohl aber eine Chemoprophylaxe mit Hydroxychloroquin. Außerdem sollten Reisende Schutzmöglichkeiten (Moskitonetz, Repellents etc.) nutzen. Auch andere Parasiten kommen als Erreger in Betracht. So können Würmer eine posteriore Uveitis auslösen, therapeutisch wirken Ant­hel­min­thika und ggf. eine chirurgische Entfernung.

Reisende mit vorbestehenden Augenerkrankungen sollten immer genügend Medikamente in der Originalverpackung im Handgepäck mitnehmen. Viele Länder erlauben es, einen persönlichen Vorrat für einen Monat einzuführen.

Zur Sicherheit sollte man aber ein Rezept vom eigenen Arzt ebenfalls dabeihaben. Zu beachten ist, dass man in weniger wohlhabenden Ländern des Öfteren an Arzneimittelfälschungen gerät. Patienten mit relevanten Augenleiden besprechen ihre Reisepläne deshalb am besten vorab mit ihrem Ophthalmologen.

Beim Tragen von Kontaktlinsen muss man im Ausland ggf. vermehrt mit Komplikationen rechnen. So treten mikrobielle Keratitiden häufiger auf und werden oft durch Pseudomonas aeruginosa und Akanth­amöben ausgelöst. Die Autoren  empfehlen Tageslinsen. Außerdem sollten Reisende nicht mit eingesetzten Kontaktlinsen schlafen, duschen oder schwimmen. Im Wasser bietet sich eine Schwimmbrille mit Sehstärke als Alternative an.

Quelle: Lee JJ et al. J Travel Med 2023; DOI: 10.1093/jtm/taad068