Anzeige

Mastitis puerperalis Stillzeit mit Hindernissen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Hinter einem solchen Befund an der Brust kann ein Milchstau stecken.
Hinter einem solchen Befund an der Brust kann ein Milchstau stecken. © Science Photo Library/ Marazzi, Dr. P.
Anzeige

Bis zu einem Fünftel der stillenden Mütter entwickelt eine Entzündung der Brustdrüse. Häufig gelingt es, die Mastitis mit nicht-medikamentösen Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Nur in schweren oder behandlungsresistenten Fällen sind Antibiotika unvermeidbar.

Die Mastitis puerperalis manifestiert sich typischerweise durch eine unilaterale fokale oder diffuse Rötung, Überwärmung und Schwellung der stillenden Brust, erläutert Prof. Dr. ­Adetola ­Louis-Jacques von der Division of Maternal-Fetal Medicine an der University of Florida in Gainesville. Begleitend treten häufig ein allgemeines Krankheitsgefühl, Frösteln und Fieber auf. In bis zu 11 % der Fälle nimmt die Entzündung einen abszedierenden Verlauf.

Eine Stillmastitis kann sowohl abakterielle als auch bakterielle Ursachen haben, so die Expertin weiter. Verschiedene Faktoren begünstigen die Entzündung, beispielsweise Rhagaden der Brustwarzen, Schwierigkeiten beim Anlegen des Kindes, eine Hyperlaktation, die Verwendung einer Milchpumpe sowie vorangegangene Mastitiden. Nicht jeder Rötung und ödematösen Brustschwellung liegt allerdings notwendigerweise eine Mastitis zugrunde, betont die Autorin: Auch eine stark mit Milch gefüllte Brust oder ein Milchstau können entsprechende Symptome hervorrufen. Prinzipiell muss bei entzündlichen Brustveränderungen zudem immer an eine maligne Erkrankung, insbesondere ein inflammatorisches Mammakarzinom, sowie an andere seltenere Mastitisformen gedacht werden.

Lange Zeit galten Antibiotika bei der Mastitis puerperalis als unverzichtbar. Zunehmend setzt sich jedoch ein konservativeres Management durch, das nun auch Eingang in die Leitlinien gefunden hat, berichtet Prof. Louis-Jacques. Insbesondere Frauen mit fokaler bzw. leichter systemischer Symptomatik eignen sich für einen antibiotika­freien Therapieversuch. Sie sollen ausreichend trinken, sich möglichst viel Ruhe gönnen und das Stillen gemäß dem Bedarf des Kindes fortführen bzw. physiologische Milchmengen ausstreichen. Unterstützend können nicht-steroidale Antiphlogistika und Analgetika sowie wärmende oder kühlende Umschläge angewendet werden. Tritt allerdings nach 24–48 Stunden keine Symptombesserung ein, verschlechtert sich die Situation unter den Maßnahmen oder bestehen von Anfang an mäßige/schwere (systemische) Symptome, ist eine Antibiotikatherapie indiziert. Dem typischen Erregerspektrum entsprechend – Staphylokokken (meist S. aureus) und Streptokokken –, gelten Penicilline und Cephalosporine als Wirkstoffe der ersten Wahl. Fluktuierende Raumforderungen deuten auf einen Abszess hin und sollten nach sonografischer Beurteilung punktiert bzw. mittels Drainage versorgt werden. Eine operative Inzision mit Drainage ist dagegen nur selten erforderlich.

In vielen Fällen heilt die Mastitis puerperalis auch ohne Antibiotika aus, so das Fazit der Expertin. Voraussetzung für einen solchen Therapieversuch ist allerdings ein sorgfältiges Monitoring der Betroffenen. Angesichts der zahlreichen positiven Effekte des Stillens auf die Gesundheit von Mutter und Kind sollten alle medizinischen Maßnahmen darauf ausgerichtet sein, die Eltern zum Fortführen des Stillens zu ermutigen, betont sie.

Quelle: Louis-Jacques AF et al. JAMA 2023; 329: 588-589; DOI: 10.1001/jama.2023.0004