Anzeige

Diabetisches Makulaödem Stufentherapie ohne Nachteile

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das diabetische Makulaödem kann nach individueller Abwägung auch mit Bevacizumab behandelt werden. Das diabetische Makulaödem kann nach individueller Abwägung auch mit Bevacizumab behandelt werden. © RFBSIP – stock.adobe.com
Anzeige

Die drohende Visusverschlechterung beim diabetischen Makulaödem muss nicht first line mit Aflibercept behandelt werden. Zunächst lohnt sich offenbar der Versuch mit Bevacizumab. Bei Versagen kann geswitcht werden.

Die Therapie der Wahl beim diabetischen Makulaödem besteht aus intravitrealen Injektionen von gefäßproliferationshemmenden Medikamenten. In den USA ist hierzu unter anderem der Wirkstoff Aflibercept zugelassen. Aus finanziellen Gründen bestehen jedoch immer mehr Krankenversicherungen auf einer gestaffelten Therapie. Diese sieht vor, dass die teureren Präparate erst bei Nichtansprechen auf das kostengünstigere Bevacizumab, das allerdings nur off label eingesetzt werden kann, zum Einsatz kommen. Diese Strategie hat für Patienten mit einem mäßig ausgeprägten Visusverlust vermutlich keine wesentlichen Nachteile im Hinblick auf das Sehvermögen nach zwei Jahren, berichtet Prof. Dr. ­Chirag ­Jhaveri vom Austin Research Center for Retina.

Gemeinsam mit weiteren Forschern initiierte er eine an 54 US-Kliniken durchgeführte Studie. Eingeschlossen wurden 270 Diabetiker, die infolge eines zentralen diabetischen Makulaödems (insgesamt 312 betroffene Augen) unter einer mäßigen Einschränkung des Sehvermögens litten. Gemäß Randomisierung erfolgte bei 158 Augen eine Monotherapie mit Aflibercept, die übrigen 154 Augen behandelten die Forscher dagegen zunächst mit Bevacizumab. Blieb in dieser Gruppe der anhand zuvor definierter Kriterien gemessene Behandlungserfolg aus, wurden die Injektionen im Verlauf auf Aflibercept umgestellt.

Ein Switch auf Aflibercept erfolgte innerhalb von zwei Jahren bei 70 % der initial mit Bevacizumab behandelten Augen. Bezüglich der durchschnittlichen Visusverbesserung sowie der zentralen Retina­dicke unterschieden sich die beiden Behandlungsgruppen am Ende jedoch nicht wesentlich.

Da das diabetische Makulaödem das Augenlicht gefährdet, will eine abgestufte Therapie wohlüberlegt sein, meinen Prof. Dr. ­David Musch von der Universität Michigan in Ann Arbor und Dr. ­Emily Chew von den National Institutes of Health in Bethesda. Zwar ist Bevacizumab mit Kosten von 50 US-Dollar pro Dosis deutlich günstiger als Aflibercept (1.941 US-Dollar). Allerdings müssen die Betroffenen dann auch konsequent und engmaschig überwacht werden, um den richtigen Zeitpunkt für einen Therapiewechsel nicht zu verpassen. Dies könne insbesondere bei Diabeteskranken, die aufgrund von Komorbiditäten meist zahlreiche weitere ärztliche Kontrolltermine absolvieren müssen, durchaus zur Herausforderung werden.

Quellen:
1. Jhaveri CD et al. N Engl J Med 2022; 387: 692-703; DOI: 10.1056/NEJMoa2204225
2. Musch DC, Chew EY. N Engl J Med 2022; 387: 751-752; DOI: 10.1056/NEJMe2208454