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ARNI-Therapie Super im Labor, beim Patienten mangelhaft

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Nur beim NT-proBNP-Spiegel gab es signifikante Unterschiede zu verzeichnen. Nur beim NT-proBNP-Spiegel gab es signifikante Unterschiede zu verzeichnen. © luchschenF – stock.adobe.com
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Bei Herzinsuffizienzpatienten mit einer LVEF > 40 % macht sich die Kombination Sacubitril/Valsartan zwar im Labor bemerkbar, verbessert aber nicht die Lebensqualität.

Inwiefern profitieren Herzinsuffizienzpatienten mit leicht eingeschränkter bzw. erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF > 40 %) von einer Therapie mit dem ARNI* Sacubitril/Valsartan? Dieser Frage ging ein Team um Prof. Dr. ­Burkert Pieske­ von der Kardiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einer randomisierten, doppelblinden Parallelgruppenstudie nach.

Die Teilnehmer bekamen entweder den ARNI oder eine Vergleichstherapie. Letztere unterschied sich je nach Vorbehandlung: Enalapril erhielten diejenigen, die zuvor mit einem ACE-Hemmer behandelt worden waren. Valsartan gab es nach Vortherapie mit einem Sartan. Placebo nahmen Patienten, die zuvor noch keine Medikamente hatten, die auf die Hemmung des Renin-Angio­tensin-Systems abzielen. Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus dem NT-proBNP-Plasmaspiegel in Woche 12 und der Sechs-Minuten-Gehstrecke in Woche 24 im Vergleich zum Ausgangswert. Sekundäre Endpunkte waren Veränderungen der Lebensqualität im Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire Clinical Summary Score (KCCQ) und der NYHA-Klasse nach 24 Wochen.

Insgesamt schlossen 2.240 Patienten die Studie ab. Nach zwölf Wochen zeigte sich in der Sacubitril/Valsartan-Gruppe eine signifikant stärkere Senkung des NT-proBNP-Spiegels als in der Vergleichsgruppe. Hinsichtlich der medianen Veränderung der 6-Minuten-Gehstrecke, der Lebensqualität und der NYHA-Klasse konnte dagegen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Das Nebenwirkungsprofil war konsistent mit vorangegangenen Studien. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse unter dem ARNI gegenüber dem Vergleichskollektiv waren Hypotonie (14,1 % vs. 5,5 %), Albumin­urie (12,3 % vs. 7,6 %) und Hyperkaliämie (11,6 % vs. 10,9 %).

Messmethoden vielleicht nicht sensibel genug

Über den Grund für die fehlende Verbesserung von Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit trotz der starken Wirkung auf den NT-proBNP-Spiegel lässt sich nur spekulieren. Die Studienautoren ziehen u. a. als Erklärung in Betracht, dass die Messmethoden (6-Minuten-Gehstrecke bzw. KCCQ) bei Herzinsuffizienzpatienten mit mäßig eingeschränkter oder erhaltener Ejektionsfraktion möglicherweise nicht sensibel genug sind. Weitere Studien müssen den klinischen Nutzen von Sacubitril/Valsartan bei dieser Patientengruppe klären.

* Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Inhibitor

Quelle: Pieske B et al. JAMA 2021; 326: 1919-1929; DOI: 10.1001/jama.2021.18463