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Brustkrebs Symptomatische ZNS-Metastasen als unabhängiger prognostischer Faktor beim Mammakarzinom

DGHO 2022 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Eine Studie zeigt, dass Brustkrebs Patient:innen mit asymptomatischen Hirnmetastasen bei Erstdia­gnose etwa doppelt so lange leben, wie jene mit neurologischen Defiziten. Eine Studie zeigt, dass Brustkrebs Patient:innen mit asymptomatischen Hirnmetastasen bei Erstdia­gnose etwa doppelt so lange leben, wie jene mit neurologischen Defiziten. © Chinnapong – stock.adobe.com
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Real-World-Daten von fast 1.000 Brustkrebs-Patient:innen mit Hirnmetastasen weisen neurologische Symptome als unabhängigen prognostischen Faktor aus. Die Betroffenen, deren ZNS-Absiedelungen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose noch asymptomatisch waren, lebten deutlich länger als jene mit bereits symptomatischen Filiae.

Das Mammakarzinom sei der zweithäufigste Primärtumor, der in das Gehirn metastasiere, betonte Dr. Ariane Steindl, Medizinische Universität Wien. Erkrankte mit Hirnmetastasen seien unter anderem in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Subtyp eine heterogene Gruppe mit verschiedenen therapeutischen Verläufen und insbesondere einer unterschiedlichen Prognose. Die Behandlungsstrategien haben sich durch innovative – auch intrakranial wirksame – Substanzen erweitert, weshalb die Systemtherapie als dritte Säule neben Bestrahlung und Resektion zunehmend in den Fokus rücke.

Die Therapieentscheidung basiere bei Nachweis von Hirnmetastasen unter anderem auf der „geschätzten“ Prognose, so Dr. Steindl. Diese lasse sich anhand prognostischer Scores ermitteln, denen allerdings klinische Studiendaten zugrunde liegen und die Patient:innen aus dem klinischen Alltag nicht adäquat repräsentierten. Die Wiener Arbeitsgruppe untersuchte daher retrospektiv die Daten einer Real-Life-Kohorte mit 968 Mammakarzinom-Erkrankten mit Hirnmetastasen, die zwischen 1986 und 2021 an der Medizinischen Universitätsklinik behandelt worden waren. Der Fokus lag auf neurologischen Symptomen und deren prognostischer Bedeutung.

Bei 81,6 % der Teilnehmenden waren die Absiedelungen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits symptomatisch, was laut der Referentin – auch im Vergleich zu anderen Entitäten, die bevorzugt ins ZNS metastasieren – ein hoher Prozentsatz sei. Die Bandbreite neurologischer Symptome war groß. Insbesondere fokale Defizite und Hinweise auf eine intrakraniale Druckerhöhung waren Anlass für eine weiterführende zerebrale Diagnostik.

Mehr asymptomatische Hirnmetastasen

Im Zeitverlauf zeigte sich, dass die Rate der Personen mit noch asymptomatischen Hirnmetastasen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose stetig zugenommen hatte. Am häufigsten wurden diese bei Betroffenen mit HER2+ Mammakarzinom erstdiagnostiziert. Möglicherweise sei dies aber auch die Folge eines vermehrten Screenings bei diesem Subtyp, da speziell für den HER2+ Brustkrebs neue, auch intrakranial wirksame Substanzen zur Verfügung stehen.

neurologische Symptomatik als prognostischer Faktor

Patient:innen mit asymptomatischen Hirnmetastasen bei Erstdia­gnose lebten median etwa doppelt so lange wie jene mit neurologischen Defiziten. Für die einzelnen Subtypen betrug das mediane OS

  • HR+/HER2-: 20 Monate vs. 9 Monate (p < 0,001)
  • HER2+: 20 Monate vs. 11 Monate (p = 0,013)
  • TNBC: 11 Monate vs. 5 Monate (p = 0,032)

In der multivariaten Analyse erwies sich die neurologische ­Sym­­­ptomatik weiterhin als unabhängiger, si­gnifikanter prognostischer Faktor (p < 0,003). Laut Dr. Steindl sei es wichtig, Brustkrebs-Patient:innen mit asymptomatischen Hirnmeta­stasen rechtzeitig zu detektieren. Um die Daten weiter zu validieren, sind prospektive multizentrische Studien geplant.  

Quelle:
Jahrestagung 2022 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag V277: „Neurologische Symptome präsentieren sich als unabhängiger prognostischer Faktor in Patienten mit Hirnmetastasen vom Brustkrebs“