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Bluthochdruck Therapie je nach Lebenserwartung

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Entscheidung zur verstärkten Blutdruckreduktion sollte immer individuell getroffen werden und die Präferenzen des Patienten berücksichtigen. Die Entscheidung zur verstärkten Blutdruckreduktion sollte immer individuell getroffen werden und die Präferenzen des Patienten berücksichtigen. © iStock/GlobalStock
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In manchen Fällen schadet bei Hochbetagten eine strikte Blutdruckeinstellung mehr als sie nutzt. So zum Beispiel, wenn die Lebenserwartung unter einem Jahr liegt.

Der Nutzen einer intensiven Blutdrucksenkung hängt bei älteren Patienten offenbar stark von der Lebenserwartung ab. Hypertoniker, die voraussichtlich noch mehr als drei Jahre vor sich haben, können profitieren. Bei einer Zeitspanne unter einem Jahr dürften die Nachteile überwiegen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam aufgrund einer Sekundäranalyse von sechs großen Studien.

In allen Untersuchungen wurde der Einfluss einer strikten antihypertensiven Behandlung auf schwere kardiovaskuläre Ereignisse einschließlich der spezifischen Mortalität (MACE) mit dem der Standardtherapie verglichen. Die Autoren berücksichtigten dabei die Daten von mehr als 27.000 Patienten im durchschnittlichen Alter von 70 Jahren. Die Absenkung des systolischen Blutdrucks unter 140 mmHg war mit einem signifikant um 21 % reduzierten MACE-Risiko assoziiert.

Bis zu 34 Monate behandeln, um ein Event zu verhindern

Aufschlussreich waren die Daten zur Therapiedauer: Im Durchschnitt mussten 500 Patienten neun Monate lang behandelt werden, um ein Ereignis zu verhindern. Zur Prophylaxe einer MACE-Komplikation in einem Kollektiv von 200 Patienten wurden 19 Monate strikte Druckkontrolle benötigt. Zur Prävention eines Events in einer Gruppe von 100 Patienten waren es schon 34 Monate. Die Entscheidung zur verstärkten Blutdruckreduktion sollte deshalb immer individuell getroffen werden und die Präferenzen des Patienten berücksichtigen, fordern die Studienautoren um Dr. Tao Chen von der University of Liverpool.

Quelle: Li C et al. JAMA Intern Med 2022; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.1657