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Therapieinduzierte Wirbelfrakturen bei Speiseröhrenkrebs: Strahlendosis verringern, Knochendichte erhöhen

Autor: Josef Gulden/Dr. Miriam Sonnet

Risikofaktoren für Wirbelfrakturen durch eine Radiatio sind u.a. Alter, Strahlendosis und Knochendichte. Risikofaktoren für Wirbelfrakturen durch eine Radiatio sind u.a. Alter, Strahlendosis und Knochendichte. © Alex Tihonov – stock.adobe.com
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Erhalten Patienten mit Ösophagus­tumoren eine Radiatio, so laufen sie Gefahr, Brüche im Bereich der Brustwirbelsäule zu erleiden. Japanische Forscher raten daher dazu, die Dosis in diesem Areal zu verringern.

Wirbelbrüche gehören zu den häufigsten osteoporotischen Frakturen. Neben dem Alter sind weitere Risikofaktoren bekannt, darunter eine Strahlentherapie für maligne Tumoren. Bisherige Studien, die den Zusammenhang einer Radiatio und vertebralen Brüchen demonstrieren, weisen allerdings zwei Schwächen auf: Meist fehlte eine Kontrollgruppe ohne Radiotherapie ebenso wie ein Fokus auf die Brustwirbelsäule. Außerdem wurde bisher nicht untersucht, ob auch Patienten mit Ösophaguskarzinum ein erhöhtes Frakturrisiko nach einer Bestrahlung haben. Dafür liefern Dr. Kota­ Fujii­ von der Kyoto University Graduate School of Medicine, Japan, und Kollegen nun Evidenz.1

Die Drei-Jahres-Inzidenz war unter Radiatio dreimal höher

Für ihre Studie stellten die Wissenschaftler retrospektiv eine Kohorte von 315 Personen zusammen, die von 2007 bis 2013 wegen eines thorakalen Ösophaguskarzinoms im Stadium 1 bis 3 behandelt worden waren. 119 Teilnehmer hatten eine Chemoradiotherapie erhalten. Die Ärzte behandelten die übrigen 196 Patienten operativ oder endoskopisch. Die mediane Nachbeob­achtungsdauer betrug 40,4 Monate. In diesem Zeitraum brach bei 16,8 % der Betroffenen im Strahlentherapiearm und bei 4,1 % der Kontrolle ein Thoraxwirbel.

Die Drei-Jahres-Inzidenzrate bezifferten die Forscher mit 12,3 % im Vergleich zu 3,5 % (Hazard Ratio [HR] 3,41; p = 0,003). Korrigierten sie in einer multivariaten Analyse statistisch für Geschlecht und Alter, so betrug die HR 3,91 (p = 0,002) und 3,14 (p = 0,007). Nach einer Anpassung für vertebrale oder Hüftfrakturen in der Anamnese errechneten die Autoren wiederum eine HR von 3,10 (p = 0,009). Brachten sie die Dosis­abhängigkeit ins Spiel, so stieg das Risiko pro 5 Gy um 19 % an (HR 1,19; p = 0,009). Niedrige Hounsfield-Units (HU) – ein Surrogat für die Knochendichte – waren ebenfalls mit einer höheren Frakturgefahr assoziiert.

Knochendichte in der Nachbeobachtung prüfen

Die Ergebnisse stammen zwar aus einer retrospektiven Analyse; sie liefern aber einen Hinweis darauf, dass eine Radiatio das Risiko für Wirbelbrüche im Thoraxbereich steigert, schreiben die Autoren. Verringerte Strahlendosen könnten die Inzidenzen solcher Brüche ihrer Meinung nach senken.

In ihrem Kommentar betonen Dr. Cristina DeCesaris­ und Dr. Avani­ D. Rao­, University of Maryland Marlene and Stewart Greenebaum Cancer Center in Baltimore, dass die Studie für eine wichtige therapiebedingte Morbidität sensibilisiere.2 So können Frakturen im Bereich der Brustwirkbelsäule zu Schmerzen und einer eingeschränkten Mobilität führen, was wiederum die Lebensqualität verringert.

Ärzte sollten gerade Betroffene mit einer Prädisposition für Wirbelbrüche beraten und auf solche Komplikationen hinweisen. Möglicherweise könne dann die Knochendichte mit entsprechenden Therapien oder einer geeigneten Ernährung optimiert werden. Weiterhin sei es ratsam, die Bestrahlung im Wirbelbereich zu minimieren und die Knochendichte des Patienten zu beobachten.

Quellen:
1. Fujii K et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e2013952; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.13952
2. DeCesaris C et al. A.o.O.; 3:e2014340; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.14340