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Tod durch Hitzeschock beim Sport abwenden

Autor: Maria Fett

Der junge Läufer hatte die Warnsignale ignoriert und musste dafür mit seinem Leben bezahlen. (Agenturfoto. Mit Model gestellt.) Der junge Läufer hatte die Warnsignale ignoriert und musste dafür mit seinem Leben bezahlen. (Agenturfoto. Mit Model gestellt.) © fotolia/baranq
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Sport bei hohen Temperaturen verlangt dem Körper alles ab. Gerade junge Hobby­athleten unterschätzen oft die Gefahren eines drohenden Hitzeschocks. Für einen 28-Jährigen nahm sein sportlicher Übermut ein tödliches Ende.

Während die meisten Menschen bei 28 °C ins Schwimmbad flüchten, rennt ein 28-jähriger Mann um sein Leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der 3-Kilometer-Strecke bricht der Läufer plötzlich zusammen und übergibt sich. Doch anstatt das Rennen abzubrechen, schleppt er sich bis ins Ziel, wo er dann kollabiert.

Vor Ort beginnen die Rettungs­sanitäter sofort, den verwirrten jungen Mann mit Kühlakkus und Infusionen zu kühlen. Er hyperventiliert, hat eine Sinustachykardie und wird von intermittierenden Krampfanfällen geschüttelt. Blutdruck (160/60 mm Hg), Herzfrequenz (195/min) und Atemfrequenz (30/min) deuten auf einen äußerst kritischen Zustand. Mit zehn Punkten auf der Glasgow Coma Scale wird ihm eine mittelschwere Bewusstseinsstörung attestiert.

In der Notaufnahme messen die Ärzte die Körpertemperatur des Mannes: 40,6 °C. Diagnose: belas­tungsinduzierte Hyperthermie. Die Überweisung auf die Intensivsta­tion folgt. Erste Laborparameter und kapillare Blutgasanalyse verweisen unter anderem auf Rhabdomyolyse und metabolische Azidose. Zusätzlich bilden sich durch eine disseminierte intravasale Koagulopathie diffuse Hämatome.

Infusionen, Kühlsystem, Dialyse – alles ohne Erfolg

Zwar gelingt es den Kollegen, seine Temperatur mit Infusionen und einem Kühlsystem auf 38 °C zu senken, doch vermögen sie trotz High-cut-off-Dialyse die Ausbildung eines Crush-Syndroms mit akutem Nieren- und beginnendem Leberversagen nicht zu verhindern. Auch nach zahlreichen Infusionen, Dialyse und zusätzlichen Gerinnungsfaktoren bleibt der Patient instabil.

Sein Zustand verschlechtert sich zusehends, in den folgenden Tagen kommt es zum totalen Leberversagen und zu mehreren spontanen Einblutungen (u.a. Hämatothorax und Hirnödem). Die Kollegen versuchen, die Hirnblutungen und -schwellungen einzudämmen, können den 28-Jährigen jedoch nicht retten. Der Patient aus dem Fallbericht des Teams um Privatdozent Dr. Jörg Herold, Kardiologe an der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Magdeburg, stirbt nach elf Tagen.

Damit sieht die Prognose düster aus

  • initialer Glasgow-Coma-Scale-Wert > 10
  • Körpertemperatur über 40 °C
  • disseminierte intravasale Koagulopathie
  • Katecholaminbedarf
  • Organversagen von Lunge, Leber, Nieren, Hirn

Schwere und Verlauf sind typisch für den belastungsbedingten Hitzeschock, schreiben die Autoren. Im Gegensatz zur klassischen Hyperthermie, die unabhängig von der körperlichen Belastung ist und durch die Umgebungshitze entsteht, erleiden ihn vor allem Jüngere: Der Läufer hatte die Hitze unterschätzt und die folgenden eindeutigen Alarmsignale seines Körpers – Schwindel, Unwohlsein, Erbrechen, Schwäche – ignoriert.

Drei von vier Patienten erleiden ein Multi­organversagen

Die Hyperthermie ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofortiges Kühlen und intensivmedizinische Betreuung erfordert. Primärziel ist, die Körpertemperatur zu senken, dazu empfehlen die Experten eine Kombination aus externen (z.B. Umschläge, Kühlakkus) und internen Maßnahmen (u.a. gekühlte Infusionen). Für die Praxis ist wichtig: Bei drei von vier Patienten ist mit einem Multi­organversagen zu rechnen, 21–63 % der Betroffenen sterben innerhalb der ersten zwei Wochen.

Quelle: Herold J et al. Internist 2018; 59: 850-856