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Meniskusriss Trainieren geht über Operieren

Autor: Dr. Daniela Erhard

Rechtes Kniegelenk einer 52-Jährigen mit Riss im Außenmeniskus (kleine rote Stellen, Mitte links). Rechtes Kniegelenk einer 52-Jährigen mit Riss im Außenmeniskus (kleine rote Stellen, Mitte links). © Science Photo Library
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Operieren oder trainieren? Diese Frage kann sich bei einer Verletzung des Meniskus stellen. Das Training scheint dabei insgesamt mehr Vorteile zu bringen.

Ist ein Meniskus so degeneriert, dass er reißt, sollte man dem Betroffenen lieber frühzeitig ein spezifisches Trainingsprogramm verordnen, als den Knorpel zu entfernen. Das empfehlen Forscher um Bjørnar­ ­Berg vom Universitätsspital Oslo, nachdem sie die Daten der sogenannten OMEX*-Studie ausgewertet haben. In dieser war die Kraft in der Kniemuskulatur der Patienten, die ein zwölfwöchiges Training mit progressiven neuromuskulären Kräftigungsübungen erhalten hatten, deutlich besser als bei Verletzten, die sich einer arthroskopischen Teilresektion unterzogen hatten.

Schon nach drei Monaten hatte die Kraft der Oberschenkelmuskulatur bei den Patienten, die das Übungsprogramm absolvierten, signifikant zugenommen – während sie bei vielen Operierten zunächst weiter zurückging. Entsprechend lag der Anteil derjenigen, bei denen sich das maximale Drehmoment des Quadrizeps pro Kilogramm Körpergewicht relevant gegenüber dem Ausgangswert verbesserte, bei 44 %. Mit Blick auf die Hamstring-Muskulatur waren es 35 %. Unter den operierten Teilnehmern lagen die Ansprechraten dagegen nur bei 16 % bzw. 18 %.

Der Erfolg des Trainings blieb bis ein Jahr nach Beginn der Studie bestehen. Auch zu diesem Zeitpunkt war es dem Eingriff noch überlegen. Nach fünf Jahren hatten die Teilnehmer der Trainingsgruppe noch immer eine höhere Kraft im Quadrizeps als zu Studienbeginn. Einen signifikanten Unterschied zur Resektionsgruppe gab es aber nicht mehr. Die positiven Effekte beider Therapieoptionen auf die Hamstring-Muskulatur waren zu diesem Zeitpunkt wieder nahezu oder sogar vollständig (Meniskektomie) verschwunden.

Schwache Muskeln lassen Arthrose eher fortschreiten

Keinen Einfluss hatte die Behandlung auf den Gelenkverschleiß. In jeder Gruppe schritt die Arthrose bei etwas mehr als der Hälfte der Teilnehmer radiographisch voran. Es zeigte sich aber, dass schwache Oberschenkelmuskeln zu Studienbeginn die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhten: Pro 0,2 Nm/kg geringerem Drehmoment beim Quadrizeps stieg sie um 40 %.

* Odense-Oslo Meniscectomy versus Exercise

Quelle: Berg B et al. Arthritis Care Res 2021; DOI: 10.1002/acr.24736