Anzeige

Türken mit Sex-Problemen erfolgreich behandeln

Autor: Rd

Kommt ein türkischer Ehemann dem Anspruch auf sexuelle Befriedigung nicht nach, darf ihn die Angetraute verlassen. Kommt ein türkischer Ehemann dem Anspruch auf sexuelle Befriedigung nicht nach, darf ihn die Angetraute verlassen. © iStock/LUHUANFENG
Anzeige

Türkische und deutsche Männer unterscheiden sich in ihren sexuellen Ansprüchen, aber auch Störungen erheblich. Der Frankfurter Hausarzt Dr. Haydar Karatepe erläutert, auf was Sie bei türkischen Patienten achten sollten.

Wer glaubt, die oft so schüchtern wirkenden Türkinnen kämen im Bett zu kurz, der irrt: Traditionell haben Frauen in der Türkei einen Anspruch auf sexuelle Befriedigung - das heißt, ihr Ehemann ist zum Sex verpflichtet.

Ehemann zum Sex verpflichtet

Kommt er dem nicht ausreichend nach, darf ihn die Angetraute verlassen. Umgekehrt steht es dem Ehemann frei, das Bündnis zu kündigen, wenn ihm kein Nachwuchs geschenkt wird. Daher ist das Interesse an der sexuellen Funktionstüchtigkeit im türkischen Kulturkreis ganz besonders hoch, betonte der seit elf Jahren in Frankfurt niedergelassene Allgemeinarzt und Sexualmediziner Haydar Karatepe auf den 27. Fortbildungstagen für Sexualmedizin und Psychosomatik bzw. der 10. Jahrestagung der Akademie für Sexualmedizin.

Gymnastik hemmt Samenerguss

Während deutsche Männer mit sexuellen Problemen meist von ihren Frauen zum Arzt geschickt werden, kommen türkische aus eigenem Antrieb, so die Erfahrung des Kollegen. In der Regel haben sie die Sachlage schon eingehend mit ihren Freunden diskutiert, nicht selten werden sie von diesen sogar zum Arzt begleitet. Bei den Jugendlichen ist vorzeitiger Samenerguss der häufigste Grund, einen Fachmann aufzusuchen. Dr. Karatepe empfiehlt dann Beckenbodentraining und setzt ggf. auch mal einen Serotoninwiederaufnahme-Hemmer ein. Erwachsene Türken kommen dagegen eher wegen erektiler Dysfunktion oder eingeschränkter Libido.

Zu wenig Libido? Hepatitis B suchen

Mangelt's an Lust, sollte man unbedingt nach einer Hepatitis B fahnden, denn die ist in der türkischen Bevölkerung endemisch, rät Dr. Karatepe. Einer Studie der Universitäten Gießen und Istanbul zufolge, sind 38,8 % der türkischen Migranten Anti-HBc-positiv. Chronifiziert die Hepatitis, kann sich über die eingeschränkte Leberfunktion mit erniedrigten Testosteron- und erhöhten Östrogen- und Prolaktinspiegeln der Libidoverlust entwickeln. Ist nur einer der beiden Partner infektiös, belastet dies die sexuelle Beziehung womöglich ebenfalls schwer, so der Experte.

In puncto erektile Dysfunktion sollte man bedenken, dass türkische Männer häufiger und früher Krankheiten entwickeln, die das Gefäßsystem in Mitleidenschaft ziehen, wie eine KHK. In Studien wiesen zudem 14,9 % der türkischen Migranten einen Diabetes auf (die Deutschen "nur" zu 8 %).

Potenzfeind Diabetes

Außerdem leiden sie häufiger unter Fettstoffwechselstörungen und AVK. Die medikamentöse Behandlung der Erektionsstörungen unterscheidet sich bei türkischen und deutschen Männern nicht. Was die psychologische Begleitung angeht, haben die Türken jedoch einen nicht zu unterschätzenden Joker: Sie gehen mit ihren sexuellen Problemen in der Regel sehr offen um und können immer auf die Unterstützung ihrer Freunde und Verwandten bauen, so Dr. Karatepe.

Schwul vom Doktor?

FRANKFURT - Sexualität und Fortpflanzung werden im türkischen Kulturkreis groß geschrieben: Nicht nur die Männer, auch die Frauen gehen sofort zum Arzt, wenn Störungen in Libido oder Potenz auftreten. Selbst pubertierende Jugendliche werden von ihren Vätern dem Fachmann vorgestellt, wenn diese vermeintliche "organische Defizite" aufweisen, so Dr. Karatepe. Bei urologischen Problemen bzw. in der Krebsvorsorge sieht dies allerdings ganz anders aus: Da wird oft viel zu lange gewartet. Warum? Viele Türken befürchten, der Arzt könne sie in der urologischen Abklärung von z.B. Prostatahyperplasie, Varikozele, Hydrozele oder Leistenbruch rektal untersuchen. Und das kann - so die unter Türken weit verbreitete Meinung - homosexuell machen, erklärte der Sexualmediziner.