Wenn das Auge zum Notfall wird Uveitis: Augenentzündung mit gefährlichem Verlauf

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Eine Uveitis kann harmlos beginnen – aber dramatisch enden. Eine Uveitis kann harmlos beginnen – aber dramatisch enden. © marinafrost - stock.adobe.com

Eine Uveitis kann harmlos beginnen – aber dramatisch enden. Zwischen asymptomatischem Verlauf und akutem Notfall liegt ein weites Spektrum, das es in der hausärztlichen Praxis zu kennen gilt.

Weltweit sind bis zu 714 von 100.000 Menschen von einer Uveitis betroffen. Meistens erkranken Personen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Bleibt die Entzündung der mittleren Augenhaut unbehandelt, drohen gefährliche Konsequenzen: Katarakte, Glaukome, Makulaödeme, Netzhautablösungen und Schäden am Sehnerv bis hin zur Erblindung.

Die Ursachen einer Uveitis umfassen:

  • Autoimmunkrankheiten, etwa Multiple Sklerose
  • systemische immunvermittelte entzündliche Erkrankungen, z. B. Sarkoidose
  • seltene vererbte Störungen wie das Blau-Syndrom
  • Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Herpes-simplex- oder HI-Virusinfektionen, Syphilis, Toxoplasmose
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. durch Checkpoint-Inhibitoren

Während in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen die infektiösen Auslöser dominieren, sind es in den wohlhabenderen Nationen in aller Regel nichtinfektiöse Ursachen (52–79 %), die zur Uveitis führen. Bei 27–51 % der betroffenenen Patientinnen und Patienten lässt sich kein spezifischer Auslöser festmachen. Typische Beschwerden sind Augenrötung, Schmerzen, Photophobie, Sichttrübungen und verschwommenes Sehen. Insbesondere bei posteriorer Uveitis kommt es mitunter zu asymptomatischen Verläufen.

Bei plötzlichem Sehverlust oder Sehstörungen in Kombination mit Augenschmerzen oder -rötung sollte noch am selben Tag an eine ophthalmologische Praxis überwiesen werden. Im Falle von aktiven entzündlichen Grunderkrankungen ist die Überweisung an die entsprechende Fachärztin oder den Facharzt angezeigt, etwa an die Rheumatologin oder den Rheumatologen. Wenn begleitend zur Uveitis Hinweise auf eine systemische Erkrankung oder eine Sepsis wie Fieber oder Hypotonie auftreten, ist dies als Notfall einzustufen. Die oder der Betroffene muss dann unverzüglich in die Notaufnahme überwiesen werden.

Die Therapie bei Uveitis hängt vom Schweregrad der Erkrankung, von der anatomischen Lokalisation der Entzündung und der Krankheitsursache ab. Bei einer infektiösen Uveitis fußt die Behandlung auf der Bekämpfung des auslösenden Erregers, etwa mit Antibiotika bei Tuberkulose oder mit antiviralen Medikamenten bei einer Herpes-simplex-Infektion. Begleitend kann der Einsatz von lokalen oder systemischen Kortikosteroiden erwogen werden.

Die Erstlinientherapie bei nichtinfektiöser anteriorer Uveitis erfolgt mit kortikosteroidhaltigen Augentropfen. Bei einer leichten intermediären Form kann zunächst gewartet und beobachtet werden. Dagegen sind bei mittelschwerer bis schwerer intermediärer Uveitis systemische und/oder intravitreale Kortikosteroide und Immunsuppressiva angezeigt. Das Gleiche gilt bei posteriorer und bei Panuveitis. 

Bei posterior lokalisierter Inflammation haben sich krankheitsmodifizierende Antirheumatika wie Methotrexat bewährt. Schlagen die DMARD nicht an, kommen in der zweiten Linie Biologika wie Adalimumab zum Einsatz.

Quelle: Maghsoudlou P et al. JAMA 2025; 334: 419-434; doi: 10.1001/jama.2025.4358