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Blinddarmtumoren Verstärkte Nachsorge nach konservativer Appendizitis-Therapie empfohlen

Autor: Josef Gulden

Patient:innen, deren Appendizitis konservativ behandelt wurde, müssen nachträglich im Auge behalten werden. Patient:innen, deren Appendizitis konservativ behandelt wurde, müssen nachträglich im Auge behalten werden. © iStock/Alona Siniehina
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Immer öfter wird eine Appendizitis nicht-operativ behandelt. Allerdings birgt das die Gefahr, dass mögliche Tumoren übersehen werden – gerade im Hinblick auf den in einer Studie gefundenen steigenden Anteil an Blinddarmkrebs erscheint das relevant. US-amerikanische Kolleg:innen fordern daher eine engmaschige Kontrolle nach einer konservativen Therapie.

Eine Appendizitis wird immer häufiger nicht-operativ behandelt. Vorteile der konservativen Therapie sind ein geringerer Bedarf an narkotisierenden Schmerzmitteln und weniger Krankheitstage. Allerdings erleiden bis zu 14 % der Betroffenen mit diesem Vorgehen eine wiederkehrende Blinddarmentzündung. Ein noch gewichtigerer Einwand: ohne chirurgischen Eingriff kann eine Krebserkrankung der Appendix unerkannt bleiben. 

Um das Ausmaß dieses Problems quantitativ abschätzen zu können, durchforsteten Kolleg:innen um Dr. Michelle C. Salazar von der Yale School of Medicine, New Haven, die nationale Krebsdatenbank nach Personen mit rechtsseitigem Kolonkrebs, die sich zwischen 2004 und 2017 einer Operation unterzogen hatten. Die Forschenden wollten den Anteil von Appendixtumoren sowie Trends in der Histologie evaluieren.

Von den 387.867 Patient:innen mit rechtsseitigem Kolonkrebs wiesen 19.570 Erkrankte einen Tumor der Appendix auf. Davon hatten wiederum mehr als ein Viertel (n = 5.628; 28,8 %) eine karzinoide Histologie. Der Anteil von Blinddarmkrebs stieg von 2004 bis 2017 nach statistischer Korrektur für soziodemographische Variablen um das Zweieinhalbfache (Odds Ratio 2,56). Eine solche Zunahme war in allen Altersgruppen zu verzeichnen, besonders ausgeprägt aber bei den 40–49-Jährigen (von 10 % auf 18 %; p < 0,001). Auch der Anteil von Karzinoidtumoren der Appendix erhöhte sich in allen Altersgruppen über die Zeit (OR 1,70) – am stärks­ten bei den unter 40-Jährigen; hier verdoppelte sich beinahe die Wahrscheinlichkeit, an einem solchen Krebs zu erkranken, von 24 % auf 45 % (p < 0,001).

Das Fazit der Autor:innen: Die Häufigkeit von Appendixtumoren nahm in den vergangenen Jahren zu und das vor dem Hintergrund eines konstanten oder sogar leicht abnehmenden Anteils an rechtsseitigem Kolonkrebs insgesamt. Der Anstieg war am stärksten bei den unter 49-Jährigen zu beobachten und vor allem durch eine Zunahme an Karzinoiden getrieben. Im Hinblick auf den steigenden Trend zur konservativen Behandlung akuter Appendizitiden sei eine engmaschige Nachverfolgung angezeigt, um maligne Bildungen nicht zu übersehen bzw. zu spät zu diagnostizieren.

Quelle: Salazar MC et al. J Am Coll Surg 2022; DOI: 10.1097/XCS.0000000000000172