Risiko bei Jugendlichen Vitiligo gefährdet das Hörvermögen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das Risiko für eine gemischte Schwerhörigkeit war dagegen ausschließlich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose erhöht. Das Risiko für eine gemischte Schwerhörigkeit war dagegen ausschließlich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose erhöht. © shurkin_son - stock.adobe.com

Eine Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche mit Vitiligo ein deutlich höheres Risiko für sensorineurale und gemischte Schwerhörigkeit haben. Die Zerstörung von Melanozyten im Innenohr könnte hierfür verantwortlich sein.

Kinder und Jugendliche mit einer Vitiligo entwickeln überproportional häufig eine sensorineurale Hörminderung oder eine gemischte Schwerhörigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt ein US-Forscherteam um Dr. Serena Yun-Chen Tsai vom Massachusetts General Hospital in Boston nach Auswertung umfangreicher Patientendaten. Das Analysekollektiv umfasste 21.833 Heranwachsende aus den gesamten USA, bei welchen zwischen 2016 und 2024 im Alter unter 18 Jahren eine Vitiligo diagnostiziert worden war. Die Vergleichsgruppe bildeten ebenso viele Kinder und Jugendliche, die ihnen bezüglich der demografischen und klinischen Parameter bestmöglich ähnelten.

In der Vitiligogruppe stellten die Forschenden ein fast doppelt so hohes Risiko für einen sensorineuralen Hörverlust (Hazard Ratio, HR 1,86) sowie für eine gemischte Schwerhörigkeit (HR 2,10) fest. Eine Schallleitungsschwerhörigkeit entwickelten die Heranwachsenden beider Gruppen dagegen ähnlich häufig. Die sensorineurale Hörminderung manifestierte sich insbesondere später als ein Jahr nach der Vitiligodiagnose. Das Risiko für eine gemischte Schwerhörigkeit war dagegen ausschließlich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose erhöht. 

Die Hauterscheinungen der Vitiligo sind Folge einer autoimmunologisch bedingten Melanozytenzerstörung, erläutern die Forschenden. Auch im Innenohr existieren Melanozyten: Sie sind an der Regulation von für das Hörvermögen relevanten Ionenkanälen beteiligt. Ihre progrediente Zerstörung im Rahmen der Autoimmunerkrankung resultiert offenbar in kumulativen Cochleaschäden, die sich im Zeitverlauf zunehmenden sensorineuralen Hörverlusts in Form einer Innenohrschwerhörigkeit manifestiert. Untersuchungen an erwachsenen Vitiligobetroffenen lassen darauf schließen, dass die Erkrankung möglicherweise auch Augenkomplikationen nach sich zieht, so die Forschenden weiter. Denn auch die Retina enthält Melanozyten, die jedoch nicht unmittelbar die Sehleistung beeinflussen. In ihrem pädiatrischen Studienkollektiv fanden sie keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Vitiligo und okulären Beeinträchtigungen.

Angesichts des retrospektiven Studiendesigns bleiben noch viele Fragen offen, betont das Autorenteam abschließend. Prospektive Untersuchungen müssen daher nun die Thematik genauer beleuchten.

Quelle: Tsai SY et al. JAMA Dermatol 2025; DOI: 10.1001/jamadermatol.2025.1520