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Augenentzündungen Von Konjunktivitis bis Panuveitis

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Eine Konjunktivitis macht sich meist u.a. durch eine starke Rötung der Bindehaut bemerkbar. Eine Konjunktivitis macht sich meist u.a. durch eine starke Rötung der Bindehaut bemerkbar. © augeninfo.de/Prof. Dr. H. Busse
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Okuläre Infektionen sind zwar oft harmlos, ­können aber das Augenlicht ­kosten. Erster Ansprechpartner bei entsprechenden Beschwerden ist häufig der Hausarzt. Es lohnt sich daher, die wichtigsten Entzündungen des Auges zu kennen.

Die akute Konjunktivitis ist die häufigste erregerbedingte Augenerkrankung, die Hausärzte bei ihren Patienten zu Gesicht bekommen. Sie wird bei Erwachsenen in 80 % der Fälle durch Viren ausgelöst, im Kindesalter nur zu 20 %. Typisch ist die wässrige Sekretion. Allerdings findet sich diese auch bei einem Viertel der Patienten mit bakteriell bedingter Entzündung, so Marlene­ Durand­ vom Massachusetts General Hospital in Boston und Kollegen. Begleitsymptome wie Pharyngitis, präaurikuläre Lymph­adenopathie und der Kontakt zu anderen Patienten mit rotem Auge stützen den Verdacht auf eine virale Genese. 

Meist handelt es sich um eine Infektion durch harmlose Adenoviren und eine supportive Therapie ist ausreichend. Allerdings können manche Subtypen eine hochansteckende schwere epidemische Keratokonjunktivitis verursachen. Sie befällt oft auch die Kornea und macht sich mit Augenschmerzen und einer Hornhauttrübung bemerkbar. Therapeutisch geht es vor allem darum, weitere Ansteckungen zu ­verhindern

Eitriges Sekret spricht für eine bakterielle Infektion

Für eine bakterielle Bindehautentzündung sprechen purulentes Sekret und morgendlich verklebte Wimpern, wenngleich diese Symptome eine virale Genese nicht ausschließen. Zu den häufigsten Erregern zählen Atemwegskeime wie Staph. aureus, S. pneumoniae und H. influenzae. Die Therapie erfolgt mit topischen Antibiotika.

Gefährlich ist die gonokokken-bedingte Inflammation. Verdacht erweckt ein hochakutes Krankheitsbild mit ausgeprägter purulenter ­Sekretion. In einem Drittel der Fälle besteht eine – eventuell ulzerative – Korneabeteiligung. Die Behandlung erfolgt ebenso wie bei der Chlamydienkonjunktivitis mit systemischen Antibiotika

Bestimmte Subtypen von Chlamydia trachomatis (A, B und C) lösen das Trachom aus. Es tritt in den Industrieländern nur selten auf, ist aber weltweit die wichtigste Ursache für eine Erblindung

Lues und Tbc im Auge

Auch eine Syphilis befällt in wenigen Fällen das Auge mit, meist in Form einer Uveitis und vorwiegend bei der sekundären Syphilis oder in einem späten Stadium. Die betroffenen Patienten haben oft nur okuläre Beschwerden, Hauterscheinungen und neurologische Veränderungen fehlen. Die Tuberkulose kann sich ebenfalls im Auge manifestieren. Sie führt typischerweise zu einer Chorioiditis.

Nicht unterschätzen darf man die infektiöse Keratitis, die rasch den Visus vermindern kann. Die Entzündungen der Hornhaut werden viral oder mikrobiell (Bakterien, Pilze oder Parasiten) verursacht, die virale­ Form vor allem durch Herpes simplex (HSV) und Varizella-zoster-Virus (VZV). Betroffene klagen meist über Augenschmerzen, Photophobie und eingeschränktes Sehvermögen. Bei der Inspektion fallen häufig eine konjunktivale Injektion auf sowie ein korneales Ödem und eine Ansammlung von Eiter in der Vorderkammer (Hypopyon)

HSV führt in der Kornea zu dendritischen Infiltraten

Die Herpes-simplex-Keratitis wird üblicherweise durch die Reaktivierung einer latenten Infektion im Ganglion trigeminale verursacht. Das klassische Zeichen sind dendritische Infiltrate im Korneaepithel. Eine akute Hornhautentzündung durch VZV entwickelt sich oft infolge eines Herpes zoster ophthalmicus

Eine potenziell zur Blindheit führende Infektion ist die Endophthalmitis. Sie spielt sich im Inneren des Auges ab (Glaskörper, Kammerwasser) und wird fast immer durch Bakterien oder Pilze ausgelöst. Bei mindestens 20 % der befallenen Augen kommt es zu einem massiven Visusverlust (< 20/200). Unterschieden werden zwei Formen: Die exogene (einseitige) Endophthalmitis entwickelt sich nach operativen Eingriffen (beispielsweise Kataraktchirurgie), intravitrealen Injektionen, penetrierenden Verletzungen oder als Folge einer Keratitis. Die endogene Variante entsteht infolge einer Bakteriämie oder Fungämie und tritt in 8 – 20 % der Fälle in beiden Augen auf. 

Die häufigsten Symptome sind Augenschmerz und Sehverlust. Plötzlich einsetzende Beschwerden, Hypopyon und diffuse intraokulare Infektion deuten eher auf eine bakterielle Genese hin. Exogene Entzündungen verursachen keine systemischen Infektionszeichen, endogene dagegen manchmal schon. Die Diagnose wird anhand der klinischen Veränderungen (Entzündung im Risikoauge) gestellt und kulturell gesichert. Dabei ist zu beachten, dass ein negatives intraokulares Ergebnis die Erkrankung nicht ausschließt. Die Therapie ­basiert auf der intravitrealen Injektion von Antibiotika, in schweren Fällen exogener Entzündungen und bei allen endogenen ist eine systemische Gabe indiziert. 

Okuläre Entzündungen können sich auch an der Uvea (Iris, Ziliarkörper, Choroidea) manifestieren und benachbarte Strukturen wie Glaskörper oder Retina mit ­einbeziehen. Die meisten Fälle sind idiopathisch, in Industrie­ländern haben nur 10 – 20 % ­einen infektiösen Hintergrund. Anhand des ­Areals mit der stärks­ten Inflammation lassen sich verschiedene Varianten unterscheiden. Am häufigsten ­findet man die anteriore Uveitis. Allerdings bedrohen posteriore und Panuveitis eher das ­Sehvermögen. Die meisten betroffenen Patienten suchen den Arzt wegen eines verschlechterten Visus auf, Schmerzen finden sich vor allem bei der anterioren Entzündung. Bei der vorderen Form lassen sich oft keratinische Präzipitate aus weißen Blutkörperchen erkennen.

Uveitis bei Toxoplasmose verläuft oft asymptomatisch

Die häufigste Ursache der posterioren infektiösen Uveitis ist die Toxoplasmose. Die durch den Parasiten ausgelöste Erkrankung führt typischerweise zu einer selbstlimitierenden Chorioretinitis, die aber unter Narbenbildung verheilt. Sie beeinträchtigt oft das Sehvermögen, verläuft jedoch vor allem bei einem Befall der peripheren Netzhaut oft asymptomatisch. Häufig treten Rezidive auf, die zur Erblindung führen können. 

Eine akute Retinanekrose wird vor allem durch VZV oder HSV getriggert. Die meisten Patienten (> 70 %) sind immunkompetent und klagen nur über Augensymptome. Typisch sind leichte okuläre Schmerzen, Lichtscheu und ein sich rasch verschlechternder Visus. An der peripheren Netzhaut lassen sich fokale Nekrosen erkennen, darüber hinaus sieht man retinale Gefäßverschlüsse sowie weiße Blutkörperchen in Glaskörper und Kammerwasser. Nur eine umgehende antivirale Behandlung kann einen beidseitigen Befall und die drohende Erblindung verhindern.

Quelle: Durand ML et al. N Engl Med 2023; 389: 2363-2375; DOI: 10.1056/NEJMra2216081