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Akute hämorrhagische Konjunktivitis Die „Apollo-11-Krankheit“ als Urlaubssouvenir

Autor: Alexandra Simbrich

Die "Apollo-11-Krankheit" kann ein ungewolltes Souvenir einer Fernreise sein. Die "Apollo-11-Krankheit" kann ein ungewolltes Souvenir einer Fernreise sein. © ink drop – stock.adobe.com
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Die akute hämorrhagische Konjunktivitis kommt vorwiegend in Ländern vor, die beliebte Fern­reiseziele sind. Das macht die Virusinfektion auch zu einem Thema für deutsche­ Arztpraxen.

Insbesondere das Enterovirus 70 und das Coxsackie-Virus A24 verursachen die akute hämorrhagische Konjunktivitis. Auch das Adenovirus B vom Serotyp 11 und das Epstein-Barr-Virus können die virale Bindehautentzündung hervorrufen, schreibt Prof. Dr. ­Ulrich Schaller­ von der Augenklinik Herzog Carl Theodor in München. Entdeckt hat man die Erkrankung erstmals 1969 – wegen der zeitgleich stattgefundenen Mondlandung bezeichnet man sie seitdem auch als Apollo-11-Krankheit. Berichte über Ausbrüche mit teilweise mehr als 200.000 Betroffenen gibt es etwa aus der Karibik, den USA, Westafrika, Ägypten, Brasilien und mehreren asiatischen Ländern.

Die akute hämorrhagische Konjunktivitis gilt als extrem ansteckend und wird durch die Augensekretion, Kontakt mit kontaminierten Fingern oder Gegenständen oder auf fäkal-oralem Weg übertragen. Bis die ers­ten Symptome auftreten, vergehen meist 12 bis 48 Stunden. Die Diagnose erfolgt vor allem klinisch anhand von Symptomen und Anamnese. Bei Epidemien kann ein direkter Virusnachweis (PCR) aus einem Konjunktivalabstrich die Dia­gnose sichern. Wichtig ist die differenzialdiagnostische Abgrenzung zur Keratokonjunktivitis epidemica, die hierzulande saisonal auftritt und durch das humane Adenovirus D der Serotypen 8, 19 und 37 ausgelöst wird.

Namensgebend sind die typischen schnell auftretenden subkonjunktivalen Blutungen. Charakteristisch für die Erkrankung sind außerdem schmerzende, gerötete Augen, Epiphora, Photophobie und eine geschwollene Bindehaut. Auch die folgenden Symptome können auf eine akute hämorrhagische Konjunktivitis hindeuten:

  • prodromale Sinusitis
  • onjunktivale Petechien
  • ollikuläre Konjunktivitis
  • Lidödeme
  • zunächst wässriges, im Verlauf hämorrhagisches Sekret
  • extraokuläre Manifestationen (gelegentlich): Hirnnervenparesen, schlaffe Lähmung der Gliedmaßen und Radikulomyelitis
  • Beteiligung von Herz und Lunge bei Säuglingen und Kleinkindern

Die Erkrankung ist zumeist selbst­limitierend: Im Allgemeinen klingen die Symptome nach wenigen Tagen spontan und folgenlos ab. Da es bislang keine spezifische antivirale Therapie gibt, erfolgt die Behandlung symptomatisch, unter anderem mit Tränenersatzmitteln.

Lokale Antibiotika verhindern Superinfektionen

Während der Infektion sollten die Patienten auf das Tragen ihrer Kontaktlinsen verzichten. Um eine bakterielle Superinfektion zu vermeiden, kann man lokale Antibiotika verordnen. Insgesamt sind Komplikationen wie starke Schmerzen, Hornhautulkus, Augenverlust oder bakterielle Sekundärinfektion jedoch selten.

Auf individueller Ebene kann das Ansteckungsrisiko reduziert werden, indem jeder auf die richtige Hände- und Lebensmittelhygiene achtet, schreibt Prof. Schaller. Im Erkrankungsfall sollten sich Betroffene vom gesunden Umfeld isolieren.

Quelle: Schaller UC. Z prakt Augenheilkd 2023; 44: 147-150 © Dr. Reinhard Kaden Verlag & Co.KG, Heidelberg