
Keine Chance der Rachitis Was bei der Vitamin-D-Prophylaxe beim Säugling zu beachten ist

Reicht die endogene Produktion von Vitamin D nicht aus, können D2- und D3-Supplemente oral eingenommen werden. Da Säuglinge keiner direkten Sonne ausgesetzt werden sollten, ist eine Supplementierung für sie von besonderer Bedeutung. Neben einer geförderten Kalziumaufnahme schützt Vitamin D auch vor einer Rachitis.
Eine Überdosierung ist bei unsachgemäßer Anwendung schnell eingetreten, so das Autorenteam um Dr. Stanislava Dicheva-Radev von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Laut der Kommission werden regelmäßig Überdosierungen gemeldet, die bei Säuglingen und Kleinkindern gravierende Folgen haben können, wie Hyperkalzämie oder Nierenschäden.
Herbst- und Winterkinder brauchen länger Vitamin D
Zur sicheren Rachitis-Prophylaxe empfiehlt die S1-Leitlinie „Vitamin-D-Mangel-Rachitis“ eine tägliche Vitamin-D3-Gabe von 500 I.E. vom ersten Lebensmonat bis zum zweiten Frühsommer (ca. 12–18 Monate). Herbst- und Winterkinder nehmen also etwa anderthalb Jahre Vitamin D ein, Frühlingskinder nur rund ein Jahr. Bei Risikogruppen – etwa bei Kindern mit dunkler Hautfarbe, chronischen Erkrankungen oder anfallssupprimierender Medikation – sind bis zu 1000 I.E. täglich möglich. Frühgeborene (< 1.500 g) sollten in den ersten Monaten eine Dosis von 800–1000 I.E. erhalten. Eine generelle Supplementierung über das zweite Lebensjahr hinaus wird hingegen nicht empfohlen, selbst bei leicht erniedrigten Vitamin-D-Serumwerten. Hier sollten individuelle Risikofaktoren berücksichtigt werden.
Zahngesundheit nach Plan
Ab dem Zahndurchbruch (ca. 6–12 Monate) wird die kombinierte Gabe von Vitamin D und Fluorid zur Kariesprophylaxe diskutiert. Zwei Strategien stehen zur Auswahl:
- Vitamin D (400–500 I.E.) plus Fluorid (0,25 mg) und Zähneputzen mit fluoridfreier Zahnpasta
- Vitamin D (400–500 I.E.) plus Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta (bis zu 125 mg/d, 1.000 ppm Fluorid)
Wenn Trink- und Mineralwasser mit einem Fluoridgehalt ≥ 0,3 mg/l zur Nahrungszubereitung verwendet wird, ist ebenfalls ein reines Vitamin-D-Supplement indiziert.
Zur Rachitisprophylaxe stehen in Deutschland Vitamin-D-Tropfen und -Tabletten zur Verfügung. Tabletten sollten in Wasser gelöst und direkt verabreicht werden, nicht über die Mahlzeit. Tropfen können Milch oder Brei zugesetzt werden, jedoch erst nach dem Abkühlen. Für die kombinierte Prophylaxe mit Fluorid eignen sich Tabletten nur, wenn das Trinkwasser wenig Fluorid (< 0,3 mg/l) enthält und kein zusätzliches Fluorid durch z. B. Zahnpasta aufgenommen wird.
Es stehen zudem viele Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosiertem Vitamin D zum Verkauf, die aber nicht zur Rachitisprophylaxe indiziert sind. Besonders flüssige Präparate bergen ein Überdosierungsrisiko. Weichgummis mit Vitamin D sind für Kinder prinzipiell nicht geeignet, da sie mit 2.000 I.E. Vitamin D3 pro Stück zu hoch dosiert sind. Probepäckchen sind außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren. Sonst kann es passieren, dass sie mit Gummibärchen verwechselt und gegessen werden – wobei schwere Folgen drohen.
Quelle: Dicheva-Radev S et al. Arzneiverordnung in der Praxis 2025; 52: 16-22