Ich packe meinen Koffer und nehme mit ... Was in eine gut sortierte Reiseapotheke gehört – und was nicht

Forum Reisen und Gesundheit 2025 Autor: Maximilian Rossol

Dabei gilt: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Dabei gilt: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. © Nomad_Soul - stock.adobe.com

Die Reiseapotheke muss viel können, darf aber nicht viel wiegen. Was hineingehört, hängt von zahlreichen Faktoren ab, etwa vom Reiseziel, der Reiseart oder auch den vor Ort geplanten Aktivitäten. Was sind die Must-haves? Wie lassen sich Platz und Gewicht einsparen? 

Zum Reisen gehört das Kofferpacken. Dabei gilt: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Diesen Grundsatz sollte man seinen Patientinnen und Patienten auch beim Zusammenstellen ihrer Reiseapotheke mit auf den Weg geben, meinte Dr. Markus Frühwein, Facharzt für Allgemeinmedizin und Vizepräsident der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin. 

Je nach Ziel ist es sicher sinnvoll, sich mit dem Nötigsten auszurüsten und so für kleine medizinische Notfälle gewappnet zu sein, meinte der Referent. „Aufgabe einer Reiseapotheke kann aber nicht sein, dass ich einen Knochenbruch versorgen oder eine Arterie nähen kann.“ Tritt ein ernstes oder länger anhaltendes Problem und insbesondere Fieber auf, müsse der Reisende vor Ort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Elektrolyte à la carte

Eine Trinklösung zum Volumenausgleich bei Durchfall und zum Ersatz verlorener Elektrolyte lässt sich selbst herstellen:

  • 1 l abgekochtes Wasser
  • 1 Teelöffel Kochsalz
  • ¾ Teelöffel Backpulver
  • 2 pürierte Bananen oder 1 Tasse Orangensaft
  • 4 Esslöffel Zucker oder Honig

Beim Bestücken der Reiseapotheke sind einige Aspekte zu berücksichtigen. Dazu zählen:

  • Lagerungstemperaturen der Medikamente (Kühlpflichtigkeit?)
  • Haltbarkeit, insbesondere bei längeren Reisen von Bedeutung
  • Wirkstoffverlust über die Zeit
  • Verfügbarkeit bestimmter Medikamente am Zielort

Soll man der Patientin oder dem Patienten bei den Medikamenten nun zu Tabletten, Saft oder doch zu Suppositorien raten? „Ich finde, dass Tabletten mit Abstand am besten geeignet sind“, so Dr. Frühwein. Säfte sind im Gepäck meist schwer und sperrig. Zäpfchen werden in kalten Regionen brüchig, in warmer Umgebung weich – in beiden Fällen somit unbrauchbar. Reisende ohne Kinder sollten daher die platzsparenden Tabletten wählen, konstatierte der Experte.

Schmerzen und Fieber

Als antipyretisches Analgetikum empfahl der Referent Metamizol: „Es hat ein sehr gutes Nebenwirkungsprofil. Schwere Nebeneffekte sind sehr selten, und es ist gut verträglich.“ Die Substanz ist ab einem Alter von drei Monaten zugelassen und für Kinder als Tropfen verfügbar. Auch Ibuprofen, das unter anderem gut beim Höhenkopfschmerz hilft, kann als klassisches NSAR in die Reiseapotheke. Zudem gehört ein Fieberthermometer ins Gepäck.

Allergische Reaktionen

Ein Antihistaminikum sollte ebenfalls mitgenommen werden. Während die erste Generation dieser Arzneimittel eine deutlich sedierende Wirkung zeigte, ist dies bei Cetirizin oder Desloratadin kaum mehr der Fall. Zudem werden die beiden Substanzen nicht über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP3A4 metabolisiert, wodurch weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Das ist etwa für Personen von Bedeutung, die Makrolide oder bestimmte Immunsuppressiva einnehmen.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Bei Bedarf kann die Basisreiseapotheke noch um viele weitere Medikamente, Präparate, Medizinprodukte und Hilfsmittel erweitert werden. Zuvor sollten sich die Reisenden immer die Frage stellen, ob der zusätzliche Ballast wirklich notwendig ist:

  • Doxycyclin (off label!), Mefloquin oder Artemether-Lumefantrin zur Malariaprophylaxe
  • Antihistaminika wie Cinnarizin oder Dimenhydrinat gegen Reise- und Seekrankheit
  • Chlortabletten, Mikrofilter oder UV-Geräte zur Wasseraufbereitung
  • Lorazepam bei Flugangst
  • Bettnetze, Insektizide oder Repellentien zur Mückenabwehr
  • Medikamente zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Kondome
  • Bedarfsmedikation aus Nasenspray, Augentropfen, Acetylcystein, PPI etc.
  • Brand- und Wundgel, Rettungsdecke, Dreieckstuch, Air-Splints, Wundnahtset, Blutstiller etc.

Gastrointestinale Beschwerden

Mit Durchfällen bekommen es Reisende regelmäßig zu tun. Wichtiger Bestandteil der Reiseapotheke sollten daher Präparate zum Herstellen einer oralen Rehydratationslösung sein. Mit etwas Aufwand lässt sich ein solches Getränk auch selbst zubereiten, beschrieb Dr. Frühwein und präsentierte ein entsprechendes Rezept. 

Eine medikamentöse Option bei Reisediarrhö ist Loperamid. Bei Verdacht auf invasive Enteritis darf der Motilitätshemmer aber keinesfalls genommen werden, erinnerte der Referent. Reisende mit Durchfall müssten wissen, dass das Arzneimittel nur angezeigt ist, wenn sie fieberfrei sind oder wenn sie zugleich ein passendes Antibiotikum nehmen.

Alternativ kann man seinen Patientinnen und Patienten zu einem Präparat aus Tanninalbuminat und Ethacridinlaktat raten. Das Tannin verringert bei Diarrhö den Wassereinstrom ins Darmlumen, das Ethacridin wirkt krampflösend und desinfizierend, erklärte der Kollege. 

Als bewährtes Parasympatholytikum zur Beruhigung des Magen-Darm-Trakts nannte Dr. Frühwein Butylscopolamin. Bei Übelkeit sei Metoclopramid immer noch ein Klassiker. „Kohletabletten gehören nicht in die Reiseapotheke, das bringt nichts bei Durchfall.“

Hauterkrankungen

Geht es um Reisemedikamente gegen Hauterkrankungen, müsse man pragmatisch vorgehen, meinte Dr. Frühwein. Er rät seinen Patientinnen und Patienten in der Regel zu einem Kombinationspräparat aus Kortison, Antimykotikum und Bakterizid. Das spart Platz im Gepäck, und die Salben dürften den Reisenden bei den meisten unklaren Hauterscheinungen helfen. Für den Fall eines schweren Sonnenbrands empfiehlt er, eine Kortisoncreme einzupacken.

Wunden und Verletzungen

Ein handelsübliches Standardset, mit dem sich zumindest kleine offene Hautstellen versorgen lassen, sei angemessen und reiche in der Regel aus, meinte Dr. Frühwein. Heftpflaster und Verbandsmaterial, Schere, Pinzette, Spritzen und Kanülen, Jodsalbe sowie Einmalhandschuhe genügen seiner Ansicht nach.

Dokumente und Bescheinigungen

Viele Dokumente und Daten lassen sich heutzutage platzsparend und leicht abrufbar digital „verstauen“. Dazu zählen Packungsbeilagen, Fachinformationen und Einnahmeschemata ebenso wie wichtige Telefonnummern und Adressen. Anderes muss man möglicherweise im Original dabeihaben. Daher ist eine individuelle Abschätzung, auch mit Blick auf das Reiseziel, notwendig.
Unterwegs gehen gerne Dinge verloren, so auch Medikamente. Besonders im Ausland stellt das chronisch Kranke mitunter vor ernste Probleme. „Ich empfehle Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, so ungefähr die doppelte Menge mitzunehmen – die eine Hälfte im regulären Gepäck und die andere im Handgepäck.“ Je nach Zielort kann es sich zudem lohnen, die Basisapotheke zu erweitern. 

Quelle: 26. Forum Reisen und Gesundheit