„Terry-Nägel“ Weißfärbung als Krebs-Alarmsignal

Autor: Dr. Vera Seifert

Milchglasnägel können ein Hinweis auf verschiedene Krankheiten sein. Milchglasnägel können ein Hinweis auf verschiedene Krankheiten sein. © Alena – stock.adobe.com

Woran denken Sie, wenn von Milchglasnägeln die Rede ist? An Leberzirrhose vermutlich. Doch es gibt noch mehr Krankheiten, die mit dieser Besonderheit assoziiert sind. Darauf weisen Dr. Franziska Kollmann und Kollegen vom Kantonsspital St. Gallen hin.

Bereits 1954 hat Dr. Richard Terry das Phänomen der Milchglas-, Weiß- oder auch „Terry-Nägel“ beschrieben. Er definierte es als eine von proximal ausgehende, symmetrische weiße Verfärbung des gesamten Nagelbetts mit Ausnahme eines distalen Streifens von maximal 1–2 mm. Gleichzeitig tritt oft eine Längsrillung und Verdickung der Nägel auf.

Nach aktuellem Stand der Forschung kommt das Phänomen durch ein Ödem des Nagelbetts mit lokaler Anämie zustande. Übt man Druck auf den Nagel aus, verschwindet die Weißfärbung vorübergehend – das unterscheidet Milchglasnägel von einer echten Leukonychie.

Was die Pathogenese angeht, tappt man allerdings noch im Dunkeln. Außerdem ist bislang unbekannt, warum sich die Erscheinung bei bestimmten Erkrankungen besonders häufig zeigt. Bisher ließ sich eine signifikante Assoziation nicht nur zur Leberzirrhose, sondern auch zu Typ-2-Diabetes und chronischer Herzinsuffizienz nachweisen. Außerdem treten Weißnägel häufiger im Alter auf.

Differenzialdiagnostisch muss man an die sogenannten Halb-und-halb-Nägel denken. Bei ihnen sind mehr als 20 % der Nagelfläche im distalen Bereich ausgespart. Sie kommen vor allem bei chronischer Niereninsuffizienz vor.

Möglich, wenn auch noch nicht bewiesen, ist eine Verbindung zu Karzinomen. In einer Studie wurde über ihr Auftreten bei fortgeschrittenen, metastasierten Krebserkrankungen berichtet, ohne dass Signifikanz bestand.

Patient kam mit Terry-Nägeln und Unterbauchschmerzen

Eine neue Tumorentität, die bisher im Zusammenhang mit Milchglasnägeln noch nicht beschrieben wurde, stellen die Schweizer Kollegen vor. Sie berichten über einen aus Ostafrika stammenden 76-jährigen Mann, der über Unterbauchschmerzen und Stuhlverhalt geklagt hatte. Alle seine Finger- und Zehennägel waren seit etwa zwei Jahren weiß verfärbt im Sinne von Milchglasnägeln.

Bei dem Patienten fand man einen hepatisch metastasierten, hormonaktiven neuroendokrinen Tumor des Dünndarms. Zumindest der zeitliche Zusammenhang spreche dafür, dass die Nagelveränderungen durch den Beginn der Tumorerkrankung verursacht wurden, schreiben die Autoren.

Quelle: Kollmann et al. Swiss Med Forum 2024; 24: 106-108, DOI: 10.4414/smf.2024.1154898276