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Diabetestechnologie Weniger glykämische Entgleisungen durch automatisierte Systeme

Autor: Daniela Erhard

Vergleich im Alltag: Welches System gewinnt? Vergleich im Alltag: Welches System gewinnt? © KS – stock.adobe.com
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Halbautomatisierte kombinierte Devices scheinen separaten Geräten überlegen zu sein. Ein Allheilmittel sind sie aber nicht.

Geräte, die kontinuierlich den Glukosespiegel überwachen und/oder bedarfsgerecht Insulin dosieren, erleichtern Menschen mit Typ-1-Diabetes nicht nur das Leben. Sie reduzieren Studien zufolge auch Glukoseschwankungen besser, als dies mittels Fingerpiks und Pen möglich wäre – vor allem, wenn Kontrolle, Dosierung und Insulinabgabe automatisch und gekoppelt ablaufen.

Die aktuell verfügbaren und zugelassenen Hybrid-Closed-Loop-Systeme (HCLS) regulieren den basalen Insulinbedarf komplett allein. Ohne die Disziplin der Nutzer*innen geht es aber auch mit ihnen nicht: Vor dem Essen oder dem Sport muss die Dosis immer noch angepasst werden. Das mag im Rahmen von Studien funktionieren – doch führen die Geräte auch im „normalen“ Alltag zu einer besseren glykämischen Kontrolle als eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM), kombiniert mit einer intensivierten Insulintherapie (ICT) oder einer separaten Insulinpumpe?

Dieser Frage gingen Forschende um die Epidemiologin und Datenanalystin Dr. Nudrat Noor von der T1D-Exchange-Initiative in Boston nach. Aus der organisationseigenen Datenbank identifizierten die Wissenschaftler*innen 28.019 Personen im Alter ab 6 Jahren, die seit mindestens einem Jahr mit Typ-1-Diabetes lebten. Die meisten von ihnen verwendeten entweder die ICT plus CGM (13.613 Personen) oder eine Pumpe plus CGM (12.306 Personen). Lediglich 2.047 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nutzten ein kommerzielles HCLS. Looper, die selbstgebaute Systeme einsetzten, waren von der Analyse ausgeschlossen.

Das Ergebnis der Analyse: Die HCLS-Nutzer*innen hatten tatsächlich signifikant niedrigere glykämische Werte: Der aktuellste HbA1c-Wert lag um durchschnittlich 0,5 Prozentpunkte niedriger als bei denjenigen, die die Pumpe verwendeten. Gegenüber denjenigen, die ihr Insulin selbst injizierten, betrug die Differenz sogar 0,8 Prozentpunkte. Das galt für alle Altersklassen.

Analog dazu waren die Glukosekurven der HCLS-Anwender*innen im mindestens 14-tägigen Studienzeitraum deutlich stabiler. Sie erreichten im Schnitt 60 % Glukosewerte im Zielbereich von 70–180 mg/dl, in den anderen Gruppen lag die Zeit im Zielbereich hingegen lediglich bei 52 % (Pumpe plus CGM) bzw. 50 % (ICT plus CGM). Hyperglyk­ämien kamen in allen Gruppen häufiger vor als Hypoglykämien. Nutzer*innen von HCLS verbrachten umgerechnet 47 Stunden bzw. 14 % der Zeit im Bereich über 250 mg/dl und nur 5,4 Stunden (1,6 %) im hypoglykämischen Bereich unter 70 mg/dl. In der Gruppe mit Insulinpumpe summierten sich die Hyperglykämien auf durchschnittlich 22 % (73,9 Stunden), die Hypoglykämien auf 2,0 % (6,7 Stunden); ähnlich sah es bei den ICT-Anwender*innen aus. 

Quelle: Noor N et al. Diabetes Care 2022; 45: e118-e119; doi: 10.2337/dc22-0329