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Primärer Hyperparathyreoidismus Weniger Knochenbrüche durch Operation

Autor: Dr. Judith Lorenz

In 95–99 % der Fälle gelingt durch die Parathyreoidektomie eine Heilung des Hyperparathyreoidismus. In 95–99 % der Fälle gelingt durch die Parathyreoidektomie eine Heilung des Hyperparathyreoidismus. © iStock/magicmine
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Die operative Entfernung der Nebenschilddrüsen schützt ältere Menschen mit einem primären Hyperparathyreoidismus vor Knochenbrüchen. Dies berichten Prof. Dr. Carolyn Seib von der Stanford University in Kalifornien und Kollegen.

Der primäre Hyperparathyreoidismus beruht auf einer autonomen Parathormon-Übersekretion und führt zu einer chronischen Hyperkalzämie. Betroffen sind typischerweise Senioren. Unter anderem begünstigt die endokrine Erkrankung Knochenumbauprozesse und eine Osteoporose und erhöht das Frakturrisiko. Obwohl die Parathyreoidektomie die einzige kurative Therapieoption darstellt, wird in den USA die Mehrzahl der Erkrankten konservativ behandelt. Bei diesem Vorgehen muss jedoch vermutlich häufiger mit Knochenbrüchen gerechnet werden, schreiben die Wissenschaftler.

Das Team analysierte die Daten von rund 210.200 Medicare-Anspruchsberechtigten im Zeitraum zwischen 2006 und 2017. Die mehrheitlich weiblichen Personen waren im Schnitt 75 Jahre alt und litten an einem primären HPT. Innerhalb eines Jahres nach der Diagnosestellung hatten sich 30 % der Senioren einer Parathyreoidektomie unterzogen, die übrigen 70 % waren dagegen konservativ geführt worden.

Parathyreoidektomie führt fast immer zur Heilung

Sowohl im Hinblick auf das Risiko für eine nicht-traumatische Fraktur an jedweder Lokalisation als auch im Hinblick auf das Hüftfrakturrisiko waren die operierten Patienten signifikant im Vorteil: Selbst bei Berücksichtigung verschiedener Störvariablen sowie des konkurrierenden Sterberisikos ging die Parathyreoidektomie mit einer Risikoreduktion um 16 % bzw. 17 % einher. Der Nutzen des chirurgischen Eingriffs bestand dabei unabhängig vom Geschlecht der Betroffenen, von dem Ausmaß ihrer Gebrechlichkeit, ihrer Osteoporose-Anamnese und einem leitliniengerechten Vorgehen.

In 95–99 % der Fälle gelingt durch die Parathyreoidektomie eine Heilung des Hyperparathyreoidismus, berichten Dr. Anand Habib von der University of California in San Francisco und Dr. Mitchell Katz, Präsident von NYC Health + Hospital in New York. Angesichts der Studienergebnisse sollte auch asymptomatischen Senioren der Eingriff empfohlen werden, meinen sie. Im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung müssen dabei allerdings auch die – wenngleich seltenen – potenziellen Operationsrisiken (postoperative Hypokalzämie, Hämatome, Rekurrensverletzung) diskutiert werden. 

Quellen:
1. Seib CD al. JAMA Intern Med 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6437
2. Habib AR, Katz MH. JAMA Intern Med 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6816