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Morbus Baastrup Wenn sich die Dornfortsätze küssen

Autor: Alexandra Simbrich

Bei einem Morbus Baastrup Syndrom schmerzt meistens der Lumbalbereich der Patient:innen. Bei einem Morbus Baastrup Syndrom schmerzt meistens der Lumbalbereich der Patient:innen. © peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Das Baastrup-Syndrom zählt zu den chronischen Schmerzsyndromen des Rückens. Es tritt vor allem bei älteren Menschen häufig auf. Die Chance auf Besserung ist gut – allerdings müssen die Betroffenen regelmäßig trainieren.

Meist schmerzt bei einem Morbus Baastrup der Lumbalbereich, schreibt Dr. ­Heinrich ­Binsfeld, niedergelassener Schmerztherapeut aus Drensteinfurt und Leiter des regionalen DGS-Schmerzzentrums Ahlen/Drensteinfurt. Namensgeber für das Syndrom ist der dänische Radiologe Christian Baastrup. Die im englischsprachigen Raum gebräuchliche Bezeichnung „kissing spines“ verrät etwas über die Ursache des Schmerzes. Diese liegt in sich berührenden Dornfortsätzen. Dadurch werden das Periost und die umgebenden Weichteile gereizt und es kommt zu mäßigen, oft auch starken Rückenschmerzen. 

Über 80-Jährige sind besonders gefährdet

Die Prävalenz variiert je nach Studie zwischen ca. 8 und 41 %. Besonders häufig scheint das Baastrup-Syndrom bei Menschen über 80 Jahre zu sein. Dies könnte daran liegen, dass es mit zunehmendem Alter häufiger zu degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule und damit zu einem Höhenverlust der einzelnen Bewegungssegmente kommt. 

Weitere mögliche Ursachen sind zu groß ausgebildete Dornfortsätze sowie eine Fehlhaltung des Körpers im Hohlkreuz. Auch starke körperliche Arbeit, die auf die Wirbelsäule geht, gilt als Risikofaktor, so Dr. Binsfeld. Ob es sich um ein Baastrup-Syndrom oder eine andere Erkrankung handelt, ist aufgrund der zunächst unspezifischen Symptome nicht immer gleich erkennbar. Betroffene klagen häufig über starke Rückenschmerzen, die sich in Ruhe kaum bessern. Oft nehmen sie eine Schonhaltung ein.

In der körperlichen Untersuchung zeigen sich die Dornfortsätze bei Palpation druck- und klopfempfindlich; ein Rütteln an der Hüfte verstärkt den Schmerz. Um die Diagnose eines klinisch relevanten Morbus Baastrup stellen zu können, müssen gemäß der Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“ folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Schmerzen in der Mittellinie mit oder ohne paravertebrale Schmerzen
  • Schmerzen im Bereich der Dornfortsätze der Lendenwirbelsäule, die im Hohlkreuz stärker werden und sich bei Rundung des Rückens bessern
  • verstärkte Schmerzen beim Stehen oder Gehen, meist ohne Ausstrahlung in die unteren Extremitäten
  • Ausschluss von Differenzialdiagnosen wie Facettensyndrom und Sakroiliakalgelenk-Syndrom
  • Nachweis in der Bildgebung
  • Rückgang der Schmerzen nach Injektion von Lokalanästhetika zwischen die Dornfortsätze

Für die Bildgebung eignen sich das Röntgen, die Magnetresonanz- sowie die Computertomografie. Vor allem in der CT sind die sich berührenden Dornfortsätze und die meist im Segment L4/L5 auftretenden degenerativen Veränderungen gut sichtbar, schreibt der Kollege.

Behandelt wird in erster Linie mit oralen Schmerzmitteln und physikalischen Maßnahmen. Ziel ist, den Abstand zwischen den einzelnen Dornfortsätzen wieder zu vergrößern. Um dies zu erreichen, sollte man die tiefe Rückenmuskulatur durch spezielle Übungen kräftigen. Unterstützend wirkt außerdem das Tragen einer Rumpforthese. 

Um die Schmerzen des Patienten zu lindern, empfiehlt Dr. Binsfeld die therapeutische interspinöse Injektion von Lokalanästhetika plus Kortison. Eine dadurch eintretende Besserung bestätigt zudem die Diagnose Morbus Baastrup. Bei anhaltenden Beschwerden kann man die Dornfortsätze operativ verkleinern. Der Erfolg dieser Maßnahme ist nach Aussage des Autors jedoch fraglich.

Quelle:
Binsfeld H. Schmerzmedizin 2023; 39: 40-43; DOI: 10.1007/s00940-022-4078-9