
Der Knochenbrecher macht ernst Wer das Denguefieber unterschätzt, riskiert schwere Komplikationen

Das Denguevirus ist weltweit auf dem Vormarsch. Übertragen wird es durch Mücken der Gattung Aedes. Derzeit ist der Erreger in mehr als 100 Ländern Südostasiens, Afrikas sowie Nord- und Südamerikas endemisch, ebenso in der Westpazifikregion und im östlichen Mittelmeerraum. Lediglich bei rund 20–40 % der infizierten Personen kommt es zu Symptomen. Die meisten von ihnen erholen sich spontan. In 2–5 % der Fälle allerdings verläuft die Arbovirose schwer, berichtet eine Gruppe um Sudeep Adhikari vom College of Medical Sciences Teaching Hospital in Chitwan, Nepal. Die Mortalität beträgt dann 5 %.
Bei Personen, die sich mit Fieber vorstellen und die in den vergangenen 14 Tagen aus einem Endemiegebiet eingereist sind, ist prinzipiell immer mit Denguefieber zu rechnen, schreibt das Autorenteam. Die Symptome setzen etwa fünf bis sieben Tage nach der Virusübertragung ein und halten meist zwischen zwei und sieben Tagen an.
Red Flags beim Denguefieber
- abdominelle Schmerzen, Druckempfindlichkeit
- anhaltendes Erbrechen (≥ 3 Episoden in einer Stunde oder ≥ 4 Episoden in sechs Stunden)
- Flüssigkeitsansammlung infolge einer Plasmaleckage (z. B. Aszites, Pleuraerguss, ödematöse Gallenblasenwand, peripheres Ödem)
- Schleimhautblutungen (meist an Zahnfleisch oder Nase, manchmal vaginale oder gastrointestinale Blutungen oder Hämaturie)
- Lethargie
- Unruhe
- Lebervergrößerung > 2 cm
- Hämatokritanstieg bei rascher Abnahme der Thrombozytenzahl
Bei Kindern sind Erbrechen und Ausschläge häufig
Neben dem typischerweise hohen Fieber haben Erwachsene oft starke Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, was der Krankheit auch den Namen Knochenbrecherfieber eingetragen hat. Hinzu kommt regelmäßig Übelkeit. Bei Kindern sind eher Erbrechen und Ausschläge häufig. Patientinnen und Patienten ohne Risikofaktoren oder Warnzeichen (s. Kästen) können und sollten nach Ansicht des Autorenteams mit der Empfehlung zu ausreichender Flüssigkeitsaufnahme nach Hause entlassen werden. Zur Schmerzlinderung und gegen das Fieber hat sich Paracetamol bewährt. Die Betroffenen sind anzuweisen, sich bei Warnzeichen unverzüglich zu melden.
Wer besonders gefährdet ist
- Schwangere
- Kinder im ersten Lebensjahr
- Menschen im Alter über 65 Jahre
- Personen mit Diabetes, Asthma, Bluthochdruck, chronischer Nierenerkrankung oder Herzinsuffizienz
- Personen mit Adipositas
Betroffene mit Risikofaktoren sollten prinzipiell stationär aufgenommen und überwacht werden. Auch bei Erkrankten ohne Risikofaktoren, aber zumindest einem der Warnzeichen sollte eine Klinikeinweisung erwogen werden. Denn bei beiden Personengruppen besteht die Gefahr, dass sich ein schwerer Verlauf entwickelt. Es drohen:
- kompensierter oder hypotensiver Schock
- schwere Blutungen
- Atembeschwerden
- schwere Einschränkungen von Organfunktionen
Je nach Symptomatik sind dann vor allem intravenöse Volumengabe oder die Gabe von Blutkonserven notwendig, mitunter auch eine intensivmedizinische Behandlung. Mit diesen Maßnahmen lässt sich die Letalität deutlich senken. Es schließt sich eine Erholungsphase an, die zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen andauert.
Quelle: Adhikari S et al. BMJ 2025; 388: e082639; DOI: 10.1136/bmj-2024-082639