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Wer schneller altert, geht früher langsamer

Autor: Michael Brendler/Dr. Anja Braunwarth

Schon in jungen Jahren lässt sich erkennen, wohin die Beine einen noch tragen werden. Schon in jungen Jahren lässt sich erkennen, wohin die Beine einen noch tragen werden. © pict rider – stock.adobe.com
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Die Ganggeschwindigkeit bewährt sich bei älteren Menschen als prognostischer Indikator für Sterberisiko und funktionellen Abbau. Offenbar lassen sich daraus auch bei Jüngeren wichtige Informationen ableiten.

Gehen ist ein hochkomplexes Phänomen. Muskeln, Augen, zentrales und peripheres Nervensystem müssen eng zusammenarbeiten und sich zudem mit Lunge und Herz-Kreislauf-System koordinieren, die Energie und Sauerstoff liefern. Schon bei Menschen in den 40ern könnten Verlangsamungen deshalb auf vorzeitige Alterungsprozesse oder neurokognitive Beeinträchtigungen hinweisen.

Diese These haben Dr. Line Jee Hartmann Rasmussen von der Abteilung für Psychologie und Neurowissenschaften der Duke Universität in Durham und ihre Kollegen aufgestellt und anhand der Daten von 904 Neuseeländern überprüft.1 Diese waren im Rahmen einer Längsschnittstudie über 45 Jahre in Hinblick auf ihren kognitiven und körperlichen Gesundheitszustand mehrfach untersucht worden.

Tatsächlich stießen die Autoren auf den erwarteten Zusammenhang zwischen reduzierter Ganggeschwindigkeit und schnellerem Fortschreiten des Alterungsprozesses, soweit er sich über das optische Erscheinungsbild und verschiedene Laborwerte messen ließ. Probanden mit schnelleren Schritten wiesen allgemein einen besseren körperlichen Funktionszustand auf. Eine niedrigere Geschwindigkeit war wiederum tendenziell mit einem niedrigeren IQ und negativen Veränderungen der Gehirnstruktur assoziiert.

Interessant war auch der Blick zurück in die Kindheit: Wer bereits mit drei Jahren schlechtere Testergebnisse erzielte, ging mit 45 Jahren langsamer. Die Ganggeschwindigkeit könnte also ein wertvoller Marker für Studien zur Prävention altersbedingter Krankheiten sein.

Auch Unvorhersehbares wirkt auf die Hirnentwicklung

Die Ergebnisse von Dreijährigen sollte man aber nicht überbewerten, mahnt Dr. Stephanie Studenski von der Division of Geriatric Medicine der University of Pittsburgh in einem Kommentar.2 Schließlich unterliegt das Gehirn einer Dynamik und wird in seiner Entwicklung durch viele äußere, oft unvorhersehbare Faktoren beeinflusst.

1. Rasmussen LJH et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e1913123; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.13123
2. Studenski S. A.a.O.: e1913112; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.13112