Lässiges Fahren oder Fahrlässigkeit? Wie Ärztinnen und Ärzte für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen können

Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Kognitiver Abbau kann die Fahreignung beeinträchtigen. Umgekehrt bremst regelmäßiges Fahren den kognitiven Abbau. Kognitiver Abbau kann die Fahreignung beeinträchtigen. Umgekehrt bremst regelmäßiges Fahren den kognitiven Abbau. © deagreez – stock.adobe.com

Patientinnen und Patienten über mögliche Beeinträchtigungen ihrer Fahreignung aufzuklären, ist Pflicht. Eine Expertin erklärt, was man dabei beachten sollte, und gibt wertvolle Tipps für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

„Rentner verwechselt Gas und Bremse und rauscht in Schaufenster“: Solche Schlagzeilen liest man häufiger. In der Bevölkerung werfen sie Fragen auf, ob man nicht ab einem gewissen Alter den Führerschein abgeben sollte. Verkehrsmedizinerin Dr. Christiane Weimann-Schmitz sieht das anders: „Mobilität bedeutet Teilhabe am Leben.“ Außerdem führe regelmäßiges Fahren bei Seniorinnen und Senioren dazu, dass der geistige Abbau erst später einsetzt. Hinzu komme, dass Menschen, die ihr Leben lang Auto gefahren sind, so sehr von ihrer Fahrpraxis profitieren, dass sie nachlassende kognitive Fähigkeiten eine Weile kompensieren können.

Menschen jeden Alters können betroffen sein

Einschränkungen der Fahrtauglichkeit können jeden treffen: die 24-Jährige mit Migräne genauso wie den 51-Jährigen mit stark erhöhtem Aggressionspotenzial oder die Seniorin mit Demenz. Wichtig ist, dass die Betroffenen ihre Diagnose kennen und wissen, inwiefern diese ihre Teilnahme am Straßenverkehr einschränken kann. Darüber aufzuklären, ist die Pflicht jeder Ärztin und jedes Arztes.

Etwa jeder vierte Verkehrsunfall ist auf Medikamente zurückzuführen und etwa jedes fünfte Präparat hat einen Einfluss auf die Fahrtauglichkeit. Besonders problematisch ist laut der Expertin die Einnahme von Benzodiazepinen. Sie machen sehr schnell abhängig und haben eine lange Halbwertszeit, sodass die sichere Teilnahme am Straßenverkehr unter der (Dauer-)Medikation unmöglich wird. Auf der anderen Seite kann die Einnahme von Arzneien bei zahlreichen Erkrankungen eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr erst ermöglichen. Insofern spielt auch die Compliance der Betroffenen eine zentrale Rolle.

Älteren Menschen empfiehlt Dr. Weimann-Schmitz eine sogenannte Rückmeldefahrt: „Für 30 bis 45 Minuten absolviert man mit einem Fahrlehrer verschiedene Fahraufgaben und bekommt anschließend eine Rückmeldung.“ Dabei werden die Teilnehmenden nicht nur auf mögliche Einschränkungen angesprochen, sie erhalten auch wertvolle Tipps, zum Beispiel: „Wenn Sie Ihren Kopf nicht mehr richtig drehen können, versuchen Sie doch mal, Ihren Oberkörper zu drehen.“

Wer solch ein Angebot wahrnimmt, braucht nicht um den Führerschein zu bangen. „Viele Ältere haben Angst, wenn die Fahrt vielleicht nicht so gut gelaufen ist, dass sofort eine Meldung an die Straßenverkehrsbehörde geht. Das passiert definitiv nicht“, beruhigt die Expertin.

Dr. Weimann-Schmitz wünscht sich, dass die Verkehrsmedizin mehr in das Bewusstsein hausärztlicher Kolleginnen und Kollegen rückt. An wen sie sich bei Fragen zu diesem Thema wenden können, verrät sie in der aktuellen Folge O-Ton Allgemeinmedizin.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

Mehr zum O-Ton Allgemeinmedizin

O-Ton Allgemeinmedizin gibt es alle 14 Tage donnerstags auf den gängigen Podcast-Plattformen. Wir sprechen mit Expertinnen und Experten zum Umgang mit besonders anspruchsvollen Situationen in der Praxis.