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Rheuma Wird die Nachtruhe besser, gehen Schmerzwahrnehmung und Fatigue zurück

Autor: Tobias Stolzenberg

Nur Schäfchen zählen und schon im Land der Träume - für viele Rheuma-Patient:innen ist das gar nicht so einfach. Nur Schäfchen zählen und schon im Land der Träume - für viele Rheuma-Patient:innen ist das gar nicht so einfach. © Jürgen Fälchle – stock.adobe.com
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Schlafstörungen begünstigen eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Und umgekehrt ist die krankhaft gestörte Nachtruhe eine wichtige Komorbidität beim Rheuma. Es gilt also, Ursachenforschung zu betreiben, um die Lage für die Patienten zu verbessern.

Im Zusammenhang mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind die Ein- und Durchschlafstörungen am häufigsten, berichtete Dr. Christina­ Düsing­, Klinik für Rheumatologie am Universitäts­klinikum Düsseldorf. Morgendliches Früherwachen tritt ihrer Erfahrung nach insbesondere bei begleitender schwerer Depression auf. Auch eine Schlafapnoe und nächtliche Missempfindungen mit Bewegungsdrang, wie es etwa beim Restless-Legs-Syndrom vorkommt, sind bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen regelmäßig zu finden. Mindestens jeder Zweite mit rheumatoider Arthritis (RA), systemischem Lupus erythematodes (SLE), Morbus Behçet oder Psoriasis­arthritis hat Schlafstörungen. Einigen Studien zufolge soll die Prävalenz bei RA und SLE gar über 80 % liegen.

„Es gibt immer wieder die Vermutung, dass Schlafstörungen ein Auftreten von Autoimmunerkrankungen begünstigen können“, so die Referentin. Gut verstanden sei der Zusammenhang aber nicht. Womöglich werden dendritische Zellen in ihrer Aktivität moduliert, wenn die Regeneration durch den Schlaf fehlt. Schlafentzug beeinflusst die Antigenaufnahme und die Antikörperantwort. Im Tierversuch kann er immunsuppressiv wirken, die ANA*-Produktion stimulieren und so Auto­immunerkrankungen begünstigen.

Es gibt eine ganze Reihe Interleukine, die den Non-REM-Schlaf stören, berichtete Dr. Düsing­. Die Zytokine aktivieren die neuroendokrinen und autonomen Systeme, ebenso die limbischen und kortikalen Bereiche. Folgerichtig scheint sich der Schlaf unter immunsuppressiver Therapie zu bessern, wie etwa für Patienten mit RA gezeigt werden konnte.

Dass eine entzündlich-rheumatische Erkrankung den Schlaf aufgrund von Schmerz, Fatigue, Depressivität und der Krankheitsaktivität per se verschlechtert, liegt auf der Hand. „Hier gibt es mit Sicherheit Dinge, die wir optimieren können.“ Unbedingt in den Blick nehmen muss man die Komorbiditäten des Patienten: Liegt vielleicht eine Schlaf­apnoe infolge einer HWS-Deformität, einer Kiefergelenkarthritis oder aufgrund von Übergewicht vor? Studiendaten zufolge ist das bei jedem Fünften mit RA der Fall. Noch häufiger kommt es bei diesen Patienten aufgrund von Eisenmangel und einer chronischen Entzündungsanämie zum Restless-Legs-Syndrom. Und eine Fatigue, mit 80 % der Fälle insbesondere bei Kollagenosen regelmäßig zu finden, aktiviert des nachts noch einmal den Sympathikus. 

Als weitgehend „hausgemachtes Problem“, das die Betroffenen um den Schlaf bringen kann, nannte Dr. Düsing­ die hochdosierten Steroid­therapien. Es gelte also, zunächst die Ursachen für die Schlafprobleme zu identifizieren und sie dann nach Möglichkeit gezielt zu beseitigen.

* antinukleäre Antikörper

Quelle: 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin