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Colitis ulcerosa operieren Zahl fortgeschrittener Kolonkarzinome stagniert über drei Jahrzehnte hinweg

Autor: Nils Bröckelmann

Womöglich begünstigen Immunsuppressiva die Tumorentstehung. Womöglich begünstigen Immunsuppressiva die Tumorentstehung. © nimon_t – stock.adobe.com
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Die Symptome der Colitis ulcerosa können durch Medikamente immer besser kontrolliert werden. Doch wirkt die Therapie auch dem höheren Risiko für kolorektale Karzinome entgegen?

Dieser Frage gingen Dr. ­Lianne Heuthorst­ und ihre Kollegen von der Uniklinik Amsterdam nach. Das Team untersuchte, ob über die letzten drei Jahrzehnte der Anteil von kolorektalen Karzinomen in den Operationspräparaten von Patienten mit Colitis ulcerosa zugenommen hat.

In ihre retrospektive Analyse schlossen die Wissenschaftler die Daten von 6.094 Patienten mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ein, die sich einer Kolektomie oder einer segmentalen Resektion unterzogen hatten. Anhand des Datums des Eingriffs bildeten sie drei Kohorten: Bei Gruppe 1 fand die Operation zwischen 1991 und 2000 statt. Gruppe 2 wurde in den Jahren 2001 bis 2010 operiert,  Gruppe 3 unterzog sich dem Eingriff zwischen 2011 und 2020.

Es zeigte sich, dass die mittlere Zeitspanne zwischen Diagnose der Colitis ulcerosa und Operation im Verlauf der 30 Jahre immer größer wurde. So bestand die Erkrankung in Gruppe 1 zum Zeitpunkt des chir­urgischen Eingriffs im Mittel vier Jahre, während es in der dritten Kohorte 17 Jahre waren. 

Eingriffe erfolgen heute im höheren Alter 

Entsprechend stieg das Alter der Operierten an. Lag es im ersten Beobachtungsjahrzehnt noch bei durchschnittlichen 56 Jahren, erhöhte es sich in der letzten Dekade auf das mittlere Alter von 64 Jahren. 

In den Präparaten fand man über den Verlauf der Zeit immer mehr Karzinome. In Gruppe 1 waren 11,3 % der Proben betroffen, in Gruppe 2 bereits 16,1 %. In Gruppe 3 waren es sogar 22,8 %. Allerdings blieb die Rate fortgeschrittenen Karzinome mit etwas über 60 % nahezu konstant. 

Trotz der immer längeren Spannen bis zum Eingriff wurden in allen drei Perioden etwa gleich viele Operationen durchgeführt. Der Grund dafür könnte sein, dass man aufgrund verbesserter Methoden die Colitis ulcerosa immer früher diagnostizieren konnte, so die Vermutung der Autoren. 

Sie schlussfolgern, dass die Medikation die Erkrankung nicht stoppen und die Entzündung oft nicht ausreichend unterdrücken kann. In der längeren Zeit bis zur Operation würde sich dann häufiger als früher ein Tumor entwickeln. Auch Immunsuppressiva, die zur Therapie der Colitis ­ulcerosa eingesetzt werden, begünstigen womöglich die Krebsentstehung, so die Autoren. In der Konsequenz fordern sie größere Anstrengungen bei der Früherkennung des Kolorektalkarzinoms.

Quelle: Heuthorst L et al. Am J Gastroenterol 2023; DOI: 10.14309/ajg.0000000000002099