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Protonenpumpenhemmer Zu häufig ohne Indikation

Autor: Annette Kanis

Die Autoren fordern eine bessere Schulung der Klinikmitarbeiter sowie eine kritischere Durchsicht der Entlassungsbriefe durch Ober- und Chefärzte. Die Autoren fordern eine bessere Schulung der Klinikmitarbeiter sowie eine kritischere Durchsicht der Entlassungsbriefe durch Ober- und Chefärzte. © Basstock – stock.adobe.com
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Patienten, die aus gastroenterologischen Kliniken entlassen werden, verlassen diese häufig mit einem Rezept für Protonenpumpeninhibitoren. Experten kritisieren, dass dies oft unnötig ist und die Verordnung nicht den Leitlinien entspricht.

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) werden bei der Entlassung aus einer gastroenterologischen Klinik oft zu häufig und teilweise unkritisch als Folgetherapie angeraten. Nur etwas mehr als die Hälfte der PPI-Empfehlungen entsprach den aktuellen Leitlinien, schreiben Prof. Dr. Wolfgang Fischbach und Kollegen.

Für die retrospektiv angelegte Studie wurden 1.612 Entlassungsbriefe von stationären Patienten der Medizinischen Klinik II des Klinikums Aschaffenburg ausgewertet, die zwischen Januar und Juni 2011 ausgestellt worden waren. 808 der Patienten mit einem Durchschnittsalter von 67 Jahren hatten eine PPI-Empfehlung erhalten (50 %). Die Forscher teilten diese Empfehlungen in vier Gruppen ein:

(1) leitliniengerechte PPI-Empfehlung mit korrekter Dosis und Therapiedauer, (2) leitliniengerechte Indikation, aber falsche Dosis oder fehlende/falsche Angabe zur Therapiedauer, (3) PPI-Empfehlung sinnvoll oder erwägenswert, aber nicht leitliniengerecht abgesichert sowie (4) fehlende Indikation, mithin eine falsche Empfehlung.

57 % der Patienten hatten die Empfehlung zu Protonenpumpeninhibitoren gemäß den Leitlinien erhalten. Dies umfasste die erste Gruppe mit 43 % und die zweite Gruppe mit 14 % aller analysierten Schreiben. Beinahe die Hälfte der Empfehlungen wurde von den Autoren jedoch als nicht leitliniengerecht eingestuft: In die dritte Gruppe fielen 20 % der Entlassungsbriefe, in die letzte Gruppe – Empfehlung ohne passende Indikation – ganze 24 %. Die Autoren fordern eine bessere Schulung der Klinikmitarbeiter sowie eine kritischere Durchsicht der Entlassungsbriefe durch Ober- und Chefärzte.

Quelle: Fischbach W et al. Z Gastroenterol 2022; 60: 1095-1103; DOI: 10.1055/a-1550-3064