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Zervixdysplasie Abwarten ist auf Dauer keine Lösung

Autor: Michael Brendler

Letztlich kommt man bei einer CIN 2 kaum um die OP herum.
Letztlich kommt man bei einer CIN 2 kaum um die OP herum. © Science Photo Library
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Bei einer mittelgradigen Zervixdysplasie empfiehlt sich ein individuelles gestuftes Vorgehen. Am Ende sollte es jedoch immer auf eine Konisation hinauslaufen.

Eine zervikale intraepitheliale Neoplasie Grad 2 (CIN 2), die bei der Untersuchung des Gebärmutterhalses auffällt, verschwindet in 50 bis 60 % der Fälle von alleine wieder. Dänemark hat sich deshalb vor zehn Jahren dazu entschlossen, den Frauen im Fall einer CIN-2-Diagnose als Alternative zur Konisation ein Active-Surveillance-Verfahren anzubieten. Denn die Operation birgt das Risiko, dass folgende Schwangerschaften mit einer Frühgeburt enden. 

Risiko in den ersten beiden Jahren kaum erhöht

Nachgewiesen ist, dass die Frauen in den zwei ersten eng überwachten Jahren nach CIN-2-Diagnose nicht überdurchschnittlich gefährdet sind, an einem Zervix-Ca zu erkranken. Ob dies auch für die folgenden 20 Jahre gilt, haben Dr. Kathrine Lycke von der Universität Aarhus und Kollegen untersucht.

Die Wissenschaftler verglichen das Outcome von über 27.000 Frauen, die im Alter zwischen 18 und 40 Jahren eine CIN 2 entwickelt hatten. 15.041 Frauen hatten sich einer Konisation mittels elektrischer Schlinge unterzogen, 12.483 waren aktiv überwacht worden.

Nach zwei Jahren lag das Krebsrisiko in beiden Gruppen noch gleich hoch, danach driftete es allmählich auseinander. Nach 20 Jahren wurde bei den operierten Frauen ein kumuliertes Risiko für einen Gebärmutterhalskrebs von 0,76 % ermittelt. Bei den nicht-operierten Patientinnen betrug der Wert etwa 2,65 %. Möglicherweise, so Dr. Lycke und Kollegen, ist die häufig beobachtete Regression der CIN-2-Läsion nicht mit einem vollständigen Verschwinden des Virus gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich vermutlich um eine Art Latenzstadium, in dem das humane Papillomavirus bei verringerter Immunkompetenz reaktiviert werden kann. 

Die Autoren schlagen deshalb bei einer CIN-2-Diagnose ein gestuftes Verfahren vor – abhängig von Alter und Kinderwunsch. Solange ein Kinderwunsch besteht, sei es gerechtfertigt, den Frauen die Active Surveillance anzubieten. Nach Abschluss der Familienplanung solle man Betroffenen erneut eine Operation vorschlagen. Infrage kommt das ohnehin nur bei jeder zweiten Patientin: Denn bei 40 bis 50 % der Frauen mit CIN-2-Läsion ist innerhalb einer solchen Überwachungsphase ohnehin eine Konisation notwendig.

Quelle: Lycke KD et al. BMJ 2023; 383: e075925; DOI: 10.1136/bmj-2023-075925