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Anale Anhängsel wegen Krebsrisiko komplett exzidieren

Autor: Friederike Klein

Wegen des Krebsrisikos sollte jede anale intraepitheliale Neoplasie komplett herausgeschnitten werden. Wegen des Krebsrisikos sollte jede anale intraepitheliale Neoplasie komplett herausgeschnitten werden. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen
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Das Ausmaß verschiedener Hauterkrankungen der Afterregion kann von der geringen Gewebeveränderung bis zum Analkarzinom reichen. Daher ist die frühzeitige, zutreffende Diagnose von entscheidender Bedeutung.

Die Entdeckung analer intraepithelialer Neoplasien (AIN) geschieht oft zufällig. Dr. ­Johannes ­Jongen, niedergelassener Koloproktologe aus ­Kiel, rät: Alle merkwürdig aussehenden Zipfel rund um den Anus sollten wegen möglicher präkanzeröser Anteile pathologisch untersucht werden. Oberflächlich ablative Verfahren reichen nicht aus, auch eine Biopsie kann zu kurz greifen, erklärte er. Besser sei die komplette Exzision.

Häufig entstehen anale intraepitheliale Neoplasien infolge einer HPV-Infektion. Analog zu zervikalen, vulvalen oder penilen intraepithelialen Neoplasien gilt: Die HPV-Typen 6 und 11 verursachen eher ­Condylomata ­acuminata und niedriggradige AIN, Hochrisiko-Typen wie ­HPV-16 und -18 hochgradige Neoplasien und Karzinome. AIN zweiten und dritten Grades stellen eine obligate Präkanzerose dar, erläuterte der Referent.

Nicht aneinander vorbeireden!

Hochgradige anale intraepitheliale Neoplasien werden von Pathologen und Klinikern mitunter unterschiedlich benannt. Pathologe: HGAIN (für: high-grade anal intraepithelial neoplasia) Kliniker: Morbus Queyrat, Morbus Bowen, bowenoide Papulose

Insgesamt sind High-Grade-AIN mit einer Prävalenz von unter 1 % in der Allgemeinbevölkerung eher selten. Bei HIV-Patienten zeigt sich die Prävalenz mit 26–89 % aber deutlich erhöht. Ein größeres Risiko besteht bei Vorliegen anderer intraepithelialer Neoplasien (auch zurückliegend) und Immunsuppression. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, rezeptiver Analverkehr und ein ausgedehnter Befall mit ­Condylomata ­acuminata.

Aufgrund häufiger Rezidive ist lebenslange Nachsorge ratsam

Häufig sind die Betroffenen beschwerdefrei. Treten Symptome auf, ähneln sie laut Dr. ­Jongen denen bei Hämorrhoiden oder Fissuren. Die Diagnostik umfasst Inspek­tion, HPV-Typisierung, Zytologie und Proktoskopie. Therapeutisch empfahl Dr. J­ongen ausschließlich Verfahren, die ein Präparat zur pathologischen Untersuchung liefern. Nur bei Patienten mit ­Morbus ­Crohn müsse man mit Exzisionen zurückhaltend sein, um keine Fis­teln oder Ulzera zu induzieren.  Unklar ist, ob die Entfernung von AIN dritten Grades Analkarzinome tatsächlich verhindern kann. Andererseits finden sich in 80 % der Analkarzinomresektate Grad-3-AIN, erläuterte Dr. ­Jongen. Rezidive sind häufig, die Nachsorge sollte lebenslang erfolgen. Die Infektion mit humanen Papillomviren ist ja weiterhin vorhanden, machte der Experte klar.

Kongressbericht: 47. Deutscher Koloproktologen-Kongress (Online-Veranstaltung)