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Blut- und Lymphdrüsenkrebs Anti-CD20-Therapien kosten B-Lymphozyten und verringern das Ansprechen

Autor: Josef Gulden

In einer Studie wiesen Patient:innen mit NHL oder CLL einen niedrigeren Titer an Immunglobulinen auf, die an das Spike-Protein des Virus binden konnten, als Probanden.
In einer Studie wiesen Patient:innen mit NHL oder CLL einen niedrigeren Titer an Immunglobulinen auf, die an das Spike-Protein des Virus binden konnten, als Probanden. © Athanasios – stock.adobe.com
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Patient:innen mit Non-Hodgkin-Lymphomen oder chronischer lymphatischer Leukämie haben bekanntermaßen ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2. Wie eine US-amerikanische Untersuchung nun belegt, sprechen diese Patient:innen auch weniger gut auf eine Impfung an. Insbesondere gegen die Delta- und Omikron-Variante sind sie weniger geschützt.

In einer monozen­trischen Studie wurden 121 Patientinnen und Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen oder chronischer lympathischer Leuk­ämie eingeschlossen, die zweimal gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden und im Verlauf mehrmals Blutproben abgaben. Im Vergleich zu Probanden wiesen sie um den Faktor 85 niedrigere Titer an Immunglobulinen auf, die an das Spike-Protein des Virus binden konnten.

Nur bei rund zwei Dritteln der Patient:innen war überhaupt eine Serokonversion zu beobachten, schreiben die Forschenden um Dr. Andres­ ­Chang von der Emory University in Altlanta. In einem Virus-Neutralisierungstest fielen auch die Titer an neutralisierenden Antikörpern niedriger aus.

Antikörper werden von B-Lymphozyten produziert und zu den Standardtherapien bei B-Zell-Lymphomen gehören therapeutische Antikörper, die sich gegen das CD20-Antigen richten. Dieses findet sich unterschiedslos auf Lymphom- wie auf normalen B-Zellen, die damit ebenfalls eliminiert werden. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass bei den Patient:innen, die im vorangegangenen Jahr eine Anti-CD20-Therapie erhalten hatten, die Titer der bindenden Antikörper sogar um den Faktor 136 reduziert waren, schreiben die Autor:innen.

Dazu passt auch, dass ein Ansprechen auf die Vakzinierung mit den Konzentrationen peripherer B-Zellen korrelierte: Fanden sich drei Monate nach der letzten Gabe eines CD20-Antikörpers mindestens 4,31 Zellen/µl, so war die Wahrscheinlichkeit für ein Ansprechen um mehr als das Siebenfache höher als bei Personen mit stärkerer Zytopenie (Odds Ratio 7,46; p = 0,04).

Keine Immunreaktion gegen Omikron

In diesen Zeiten von besonderer Bedeutung: Die Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen die Delta-Variante waren um das Sechsfache, die gegen Omikron gar um den Faktor 42 niedriger als die von Antikörpern gegen das Ursprungsvirus. Zwei Drittel der Patient:innen, die nach der Impfung seropositiv gegen dieses Ursprungsvirus wurden, entwickelten überhaupt keine Immunreaktion gegen Omikron, schreiben die Forschenden.

Patient:innen mit NHL oder CLL haben also nach wie vor ein besonderes Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren und zu erkranken: Auch eine Impfung verhelfe ihnen nämlich in der Mehrzahl nicht zu einer ausreichenden Immunantwort vor allem gegen die neuen Varianten des Virus, die derzeit zumindest in Europa das Infektionsgeschehen beherrschen. Das Risiko wird noch erhöht durch die bei diesen Krankheiten unverzichtbare Behandlung mit Anti-CD20-Antikörpern, weil dadurch nicht nur Lymphom- sondern auch normale B-Zellen eliminiert werden, die für die Produktion antiviraler Antikörper maßgeblich sind, so das Team.

Quelle:
Chang A et al. J Clin Oncol 2022; DOI: 10.1200/JCO.22.00088